Tusche
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Ultramarin
in China und Japan seit undenklichen Zeiten
die gewöhnliche Schreibtinte und Buchdruck
farbe. Soviel bekannt, besteht sie aus Ruß und
Leim, in den feineren Sorten mit etwas Kampfer
oder Moschus parfümiert. Als Ausgangsstoff
dient ein ausschließlich von Büffeln gewonnener
Leim und feinster, aus Schweineschmalz her-
gestellter Lampenruß. Von der Sorgfalt, mit
der letzterer gebrannt, gesiebt und gebeutelt
wird, hängt die Feinheit der T. in erster Linie
ab. Der Ruß wird in den geschmolzenen Leim
so lange eingetragen, bis eine weiche Paste ent
steht, diese stark geknetet und erhitzt, dann
mehrere Tage sich selbst überlassen und schließ
lich in hölzerne Formen gepreßt oder einfach
gerollt. Die Japaner bereiten ihre T. in der
selben Weise, doch ist die chinesische, wahr
scheinlich wegen der sorgsameren Rußbereitung,
weit besser. Die Feinheitsgrade sind aber auch
bei der chinesischen Ware sehr verschieden.
Die feinste T. soll einen Stich ins Bräunliche
haben, während ganz schwarze, bläuliche oder
graue für nicht so gut gelten. Beim Anschlägen
sollen die Stücke einen hellen, scharfen Ton
geben, da es dumpfklingenden an Gleichmäßig
keit fehlt. Umgekehrt wie beim Ruß ist ferner
die beste Sorte zugleich auch die schwerste.
Die T. wird durch Ablagern besser, und sehr
alte wurde in China so hoch geschätzt, daß sie
sogar häufig ein Ehrengeschenk der Mandarine
an den Kaiser bildete. Die europäischen Be
reitungsweisen stimmen mit den chinesischen
völlig überein, nur scheinen die Rohstoffe der
Asiaten bessere zu sein. Deutsche Fabriken
stellen auch flüssige T. her, die sich für den
Gebrauch leichter verwenden lassen. — Als T.
werden auch andere Wasserfarben (rot, gelb,
blau, grün, violett usw.) bezeichnet, die meist
mineralischen Ursprungs sind, wie Zinnober,
Minium, Englischrot (Eisenoxyd), Chromblei,
Antimongelb, Hell- und Dunkelocker, Siena
erde, Berliner- und Pariserblau, Ultramarin, Ko
balt (Smalte und Eschel), Grün aus Gelb und
Blau, Violett aus Rot und Blau, Umbra, Grüne
Erde und die Gemische der Modefarben. Or
ganischen Ursprungs sind Karmin, Saflor, die
Lackfarben oder farbigen Holzextrakte, Indigo,
Sepia, Gummigutt usw. Sie werden sämtlich mit
Gummitragant oder Dextrin angerieben und
in Formen getrocknet. Um die Farben zum
Gebrauch leicht zur Hand zu haben, packt
man sie in die bekannten Tusch- oder Farben
kästen.
Tusseh (Tussahseide) nennt man die natur-
braune Seide einer ostindischen Seiden
raupe von Antheraea mylitta. In Ostindien
daraus gefertigte Gewebe kommen nach Eng
land und werden auch in Deutschland unter
dem Namen ostindische Bastseide feilgeboten.
Tussol, mandelsaures Antipyrin, entsteht beim
Erhitzen von Mandelsäure mit Antipyrin in
Form eines weißen Kristallpulvers, das bei 5 2
bis 53 o - schmilzt und sich in Wasser, Alkohol
und Äther löst. Es findet gegen Keuchhusten
sowie gegen Kehlkopf- und Bronchialkatarrhe
medizinische Anwendung.
u.
Ule, eine Kautschukart Mexikos, wird aus
dem Milchsäfte eines zu den Artokarpeen ge
hörigen Baumes, Castilloa elastica, ge
wonnen.
Ulmenrinde (Rüsterrinde, lat, Cortex ulmi,
frz. Ecorce d'orme, engl. Elm bark) stammt so
wohl von der in Europa, Asien und Amerika
verbreiteten Ulmazee, Ulmus campestris,
als auch von der amerikanischen Ulme Ulmus
fulva. Die Rinde der europäischen Ulmen wird
ihres Gerbstoffgehaltes wegen zu Bädern be
nutzt und in rotbraunen Stücken, von der oberen
Rindenschicht befreit, in den Handel gebracht.
Die wichtigere Rinde der amerikanischen Art ent
hält gleichfalls Gerbstoff und Schleim und kommt
in gelblichen bis rotbraunen Bändern in den
Handel, die meist wieder in Bündel geschnürt
sind. Sie wird äußerlich als erweichendes Mittel,
innerlich gegen Durchfall angewandt.
Ulmensamen, die von den häutigen Anhäng
seln befreiten Flügelfrüchte der Ulme, von denen
100 etwa 0,5 g wiegen, enthalten neben 42 o/ 0
Stickstoffsubstanz etwa 240/0 eines dem Kokos
öl ähnlichen Fettes und wurden wegen ihres
hohen Nährwerts während des Krieges mehr
fach als Geflügelfutter empfohlen. Der Vor
schlag, sie zur Gewinnung von Speisefett heran
zuziehen, scheiterte an der geringen Menge der
Samen.
Ultramarin (frz. Outremer, engl. Ultramarine,
Lazuline). Die Nachbildung des natürlichen
Ultramarins, des Lapis Lazuli der Alten (s-
Lasurstein), gelang Christian Gmelin im Jahre i82 z
durch Zusammenschmelzung von Tonerde rnit
kieseisäure-, natron- und schwefelhaltigen Stof
fen. Die Grundlage dieses noch heute ausgeüb
ten Verfahrens bilden reiner Porzellanton (Kao
lin), Glaubersalz und Kohle (Sulfat-U.) oder
Kaolin, Soda, Schwefel und Kohle (Soda-U-)-
Sämtliche Stoffe müssen völlig wasserfrei, a ut
das feinste pulverisiert und innig gemischt sein-
Als Kohle wird Holzkohle oder gut gesiebte
Steinkohle verwandt. Man drückt die Mischung,
deren Zusammensetzung je nach dem g e "
wünschten Farbenton schwankt, als ein gleich'
förmig graues Pulver in feuerfeste Tontiege*
mäßig fest ein, erhitzt die Tiegel zu Hunderten
unter allmählich gesteigerter Temperatur b>®
zum Entweichen von Schwefeldämpfen, darauf
bis zur schwachen Weißglut, läßt nach 8 b* s
10 Stunden den Ofen abkühlen und entleert die
Tiegel. Der gesinterte Inhalt wird mit Wasser
ausgelaugt, gemahlen und getrocknet und bilde
dann ein grünes Pulver, den grünen U., de
als Anstrichfarbe beschränkte Anwendung findet-
Zur Überführung irj blauen U. wird die Masse
mit einigen Prozent Schwefel gemischt, noch'
mals bei schwacher Rotglut geröstet, darauf n 1 *