Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Urogosan 
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Vanille 
gen neutrale Reaktion. In konzentrierter Schwe 
felsäure löst sich das U. unverändert, beim Er 
hitzen tritt aber lebhafte Zersetzung ein. Beim 
Erwärmen mit Kalilauge entwickelt sich Am 
moniak. 
Urogosan, eine von J. D. Riedel & Co, gegen 
Krankheiten der Harnwege empfohlene Mi 
schung von 0,3 g Gonosan und o,lj g Hexa 
methylentetramin in Gelatinekapseln. 
V. 
Validol, eine Mischung von baldriansaurem 
Menthol mit einem Gehalt von 30 0/0 freiem Men 
thol in Lösung, ist eine klare, etwas ölige 
Flüssigkeit, die als Mittel zur Steigerung der 
Herztätigkeit und des Blutdrucks gegen Schwin 
delanfälle, Ohnmacht, hysterische Zustände, 
Übelkeit und Seekrankheit sowie als Harn 
antiseptikum benutzt wird. 
Valonen (Ackerdoppen, le vantinische 
Knoppern), die Fruchtbecher orientalischer 
Eichen, Quercus Aegilops, Quercus Va- 
lonea, enthalten 20—45 °/o Gerbstoff und wer 
den als Gerbmittel benutzt. 
Valvolinöl, ein in Amerika aus den schwerer 
flüchtigen Teilen des Petroleums. gewonnenes 
Schmiermittel, kommt in verschiedenen Sorten 
in den Handel. Die leichteste vom spez. Gew. 
0,871, Valvolin spindle oil, fängt erst bei 
218 0 an zu verdampfen und läßt sich erst bei 
263° entzünden. Die schwerste Sorte, das Val 
volin cylinder oil, vom spez, Gew, 0,893 be- 
ginnt bei 288° zu verdampfen, und die Entzün 
dungstemperatur liegt bei 360°. 
Vanadinsäure ist die Sauerstoffverbindung 
eines seltenen, dem Phosphor nahestehenden 
Elementes Vanadin vom Atomgewichte 51,2, 
das sich in- der Natur als Vanadinbleierz oder 
Vanadinit vorfindet, hauptsächlich aber spuren 
weise in manchen Tonen und Eisenerzen vor 
kommt und neuerdings auch aus der Thomas 
schlacke dargestelit wird. Die durch Schmelzen 
der Vanadinerze mit Salpeter oder durch Auf 
lösen in Salzsäure, Fällen mit Chlorammonium 
und nachfolgendes, Glühen erhaltene Säure, 
V 2 0 5 , ist eine orangerote Masse, die. in der 
Glühhitze schmilzt und dann kristallinisch er 
starrt. Sie löst sich nur wenig in (1000 Teilen) 
Wasser mit gelber Farbe. Hauptsächlich in 
Form ihres Ammoniumsalzes (s. Ammonium- 
vanadinat) findet sie technische Anwendung zur 
Erzeuguhg von Anilinschwarz sowie als photo 
graphischer Entwickler. Mit Gerbsäure geben 
die Salze eine, schon von Berzelius hergestellte, 
wasserfeste, aber vergilbende Tinte und färben 
Glasflüsse schön rot. Auch im Schwefelsäure 
kontaktverfahren wird V. an Stelle des Platins, 
obwohl sie diesem an Wirksamkeit nachsteht, 
in steigenden Mengen verbraucht. 
Vanille (lat. Vanilla, frz. Vanille, engl. Va 
nille) ist die Kapselfrucht einer Orchidee, 
Vanilla planifolia und verwandter Arten, die 
ihre ursprüngliche Heimat in den feuchten und 
heißen Wäldern der ostmexikanischen Küsten 
länder hat. Die Pflanze treibt zahlreiche Luft 
wurzeln, dickfleischige, ovale Blätter, gelblich- 
grüne geruchlose Blüten und schotenartige, 
dreiteilige, gelbe Kapseln, die 15—25 cm lang, 
bis 1 cm breit und nach den Enden verschmälert 
sind. Sie enthalten eine scharfe, klebrige Milch, 
später ein balsamisches Mus, in welchem die 
zahlreichen kleinen Samen liegen. Die V. wird 
jetzt auch an der Westküste der Kordilleren, in 
ganz Westindien, auf Mauritius, Bourbon (Re 
union), Java, Madagaskar, Zeylqn, den Seychel 
len, in den deutschen afrikanischen Kolonien 
usw. angebaut. Man verwendet zur Weiterpflan 
zung meist Stecklinge und Setzranken, die auf 
völlig gesäubertem Boden an dazu geeignete 
Bäume gesteckt und beim Weiterwachsen mehr 
fach angeheftet werden, bis sie fest an den 
Stamm gewurzelt sind. Vom 3. Jahre an liefern 
die Pflanzen Schoten und bleiben bis zum 
40.Jahre ertragfähig. Die Befruchtung erfolgt 
in der Wildnis durch besondere Insekten, in den 
Anpflanzungen durch künstliche Übertragung 
des Pollens auf die weiblichen Teile. Man 
'erntet die Früchte von April bis Juni vor völliger 
Reife, wenn sie anfangen, sich gelb zu färben, 
legt die Schoten zuerst an die Sonne und dann 
zum „Schwitzen“ in wollene Tücher, die so 
lange in der Sonne liegen bleiben, bis eine 
braune oder grauschwarze Farbe erzielt ist. 
Darauf werden die Schoten auf Tafeln aus 
gebreitet oder an luftig-schattigen Orten auf 
gehängt, oder auch zur künstlichen Trocknung 
über Kohlenfeuer auf hängenden, schaukelnd 
erhaltenen Horden, eingeschlagen in wollene 
Tücher, angebracht. Die getrocknete Ware wird 
sorgfältig nach der Länge sortiert, zu 50 Stück 
zusammengebunden und in Blechkisten ver 
packt. Der Wert steigt mit der Länge. An Stelle 
dieses sog. mexikanischen oder trocknen 
Verfahrens wendet man neuerdings vielfach das 
H eiß wasser verfahren an, indem man die 
Früchte zur Abtötung 15—20 Sekunden lang in 
siedendes Wasser taucht, dann in Haufen ge 
schichtet einem Schwitzvorgange überläßt und 
schließlich in Wolltüchern an der Sonne trocknet. 
— Die V. enthält nach König 28,390/0 Wasser, 
3,710/0 Stickstoffsubstanz, 0,620/0 ätherisches Öl, 
8,190/0 Fett und Wachs, 7,720/0 Zucker, 28,78°1» 
stickstofffreie Extraktstoffe, 17,43% Rohfaser 
und 4,78 0/0 Asche. Ihr Aroma wird durch einen 
1,16—2,750/0 betragenden Gehalt an Vanillin 
(s. d.) bedingt. Bei längerem Lagern überzieht 
sich die Schote mit nadelförmigen Kristallen 
von Vanillin („Kristallisierte V."), auf die im 
Handel viel Gewicht gelegt wird, doch ist das 
Kristallisieren nicht immer als Beweis für höhere 
Güte anzusehen, da auch unkristallisierte Ware 
gleich gut sein kann. Die Kennzeichen guter 
V. sind vielmehr, abgesehen von der Länge, 
Biegsamkeit, ohne brüchig zu werden, .Unver- 
letztheit, besonders der etwas umgebogenen 
Spitzen, reichliche Füllung, Dünnschaligkeit, ge 
ringe Runzelung, gute Farbe und etwas Fett
	        
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