Der Konsum. 69 eine Erweiterung zu einem einzigen Marktgebiet durch die staatliche Macht erzwungen und fest gehalten werden. Die nationalen Marktgebiete sind heute diese künstlichen Marktgebiete, die zwar die Weltmarktwirtschaft nicht zu unterbrechen oder aufzuheben, aber doch deren Wirkungen je nach ihrer Politik den anderen nationalen Wirtschafts gebieten gegenüber abzuschwächen resp. zu mildern vermögen. Ohne das Vorhandensein der natio nalen Marktgebiete würde die Herrschaft der Welt marktpreise für die Bevölkerung mancher Gebiete, für die Existenz breiter Schichten der Unterneh mungen und Privatwirtschaften weit verhängnis voller sein, als dies heute der Fall ist. Immerhin wirken auch so noch die Ungleichheiten der Pro duktionsbedingungen, die verschiedene Ergiebigkeit der natürlichen Produktivkräfte, die verschiedene Wcrthöhe der Kapitalgüter, die Verschiedenheit der Reproduktionskosten der Arbeitskraft, die ver schiedene Leistungsfähigkeit des Warenherstellungs und Warenverteilungsapparates bei dem zahl reichen nationalen Wirtschaftsgebiete so stark auf den Effekt der gesamten Tätigkeit der Privatwirt schaften und Unternehmungen ein, daß heute noch mehr als früher das Bedürfnis nach einem Zu sammenschluß der in ihrer wirtschaftlichen Struk tur einander verwandten oder einander sich er gänzende Wirtschaftsgebiete mehr oder weniger empfunden und erkannt wird. Die heutige impe rialistische Politik steht unter dem Einfluß dieses Bedürfnisses und zeigt deutlich die Tendenz nach solchen noch größeren Marktgebieten, als sie durch die heutigen nationalen Wirtschaftsgebiete abge grenzt werden. Der Verlauf der Wcltmarktwirtschaft. Wir haben im vorigen Abschnitt die weiteren Ziele angedeutet, nach denen sich die nationalen Wirt schaftsgebiete unter der Herrschaft des Weltmarkt preises einerseits und unter der intensiven und extensiven Bedarfssteigerung andererseits bewegen. Aber innerhalb dieser großen Bewegung verläuft die Wirtschaft der nationalen Gebiete in eigenartig schwankenden Bahnen, die eine große Periodizität auswerfen und von starkem Einflüsse auf den Erfolg der Privatwirtschaften und Unternehmungen sind. Der wirtschaftliche Prozeß erfolgt nicht von Jahr zu Jahr gleichmäßig, mit annähernd gleichem Erfolge, sondern die Erfahrung lehrt, daß der Verlaus des wirtschaftlichen Lebens, und zwar für alle an die Weltmarktwirtschaft angeschlossenen Wirtschaftsgebiete, bestimmte Jahreszyklen umfaßt, von denen ein Teil dieser Jahre die wirtschaftliche Tätigkeit begünstigt, während der andere Teil sie erschwert. Wir nennen diese Bewegung das eine Mal den Aufschwung, das andere Mal den Nieder gang im Wirtschaftsleben. Soviel auch schon über die Ursachen und Gründe dieser Erscheinungen ge schrieben und gesagt worden ist, so ist doch die Wissenschaft heute noch nicht imstande, die Er scheinung einwandsfrei zu erklären, da die heutige Wirtschaftskunde noch viel zu unvollkommen ist, um die Masse der sich abspielenden Zustandsver änderungen zu übersehen. Aber so viel darf wohl behauptet werde, daß die gleichzeitige Abhängigkeit von Millionen von Privatwirtschaften und Unter nehmungen von den ziemlich einheitlichen Welt- marktpreisen oft nachteilige Wirkungen auf die Gestaltung des Angebots auf dem Warenmarkt hervorbringen muß, die um so verheerender sich äußern, als wir weder den jeweiligen tatsächlichen Bedarf noch die Schwankungen des Bedarfs kennen. Selbst für die nationalen Wirtschaftsgebiete fehlt noch jede genauere Kenntnis dieser sür ein geord netes Wirtschaften wichtigen Faktoren. Die natürlichen Produktivkräfte. Jede Privat wirtschaft, jede Unternehmung, jede Organisation ist so von der Gestaltung der Konjunktur in hohem Grade abhängig. Die Schwankungen der Kon junktur beweisen den aleatorischen Charakter des menschlichen Wirtschaftens. Dieser aleatorische Charakter liegt in einer ganzen Reihe von Ur sachen begründet, von denen wir eine sehr wichtige schon im vorigen Abschnitte genannt haben. Aber es wäre kurzsichtig, dieser einen Ursache die Kon junkturschwankungen allein zuschieben zu wollen. Wohl wirken die Weltmarktpreise heute wie Sig nale für die Gestaltung von Angebot und Nach frage in allen wichtigen Marktgebieten, aber diese Weltmarktpreise sind doch erst wieder der Aus druck gewisser Veränderungen im jeweiligen Ver hältnis von Angebot und Nachfrage. Und die Gestaltung vornehmlich des Angebots am Waren markt hängt keineswegs nur von Faktoren ab, die die Menschen zu bestimmen haben, sondern zu einem großen Teil von Faktoren, deren Effekt dem Einfluß nicht nur der einzelnen Menschen, sondern auch der vereinten Anstrengung aller Menschen entzogen ist. Von welch ungeheurem Einfluß auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage muß der jeweilige Erfolg der natür lichen Produktivkräfte, also vor allem der Ernten, sein! Man denke nur an den Weltbedarf von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, Mais, Kar toffeln, Baumwolle usw. Der Aussall des An gebotes hängt in jedem Jahre in letzter Linie doch mehr oder weniger von der Gestaltung der Witterung ab. Die Preisbildung in allen diesen Artikeln hängt während der Zeit des Wachstums von einem stets wechselnden, nie fest und für längere Zeit bestimmbaren Faktor ab, der um so beunruhigender wirken muß, wenn plötzliche Na turereignisse den erwarteten Erfolg vernichten oder aber einen schon fast sicheren Mißerfolg wieder in sein Gegenteil verwandeln. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, daß die Spekulation sich dieser Ungewißheiten in einer die Marktmeinung noch weiter verwirrenden Weise mit Erfolg auszunutzen bestrebt ist. Die Konjunktur. Man spricht von einer all gemeinen wirtschaftlichen Konjunktur, die inter nationalen Charakter trägt, man spricht von der Konjunktur der allgemeinen wirtschaftlichen Lage eines nationalen Wirtschaftsgebietes, man spricht