Drittes Kapitel. Kredit und Kapital. Erster Abschnitt, ° ° 1 Das Wesen und die Rolle des Kredits.‘) Der Grundgedanke, daß die wirtschaftliche Entwicklung wesent- lich andre Verwendung der vorhandenen Arbeits- und Bodenleistungen sei, führte uns zu dem Satz, daß die Durchsetzung neuer Kombina- tionen durch Entziehung von Arbeits- und Bodenleistungen aus ihren gewohnten Verwendungen erfolge. Für jede Wirtschaftsform, in der der Führer keine Verfügungsgewalt über diese Leistungen hat, führte uns das wiederum zu zwei Häresien. Zur Häresie, daß dabei dem Gelde, und zur weitern Häresie, daß dabei sogar den andern Zah- lungsmitteln eine wesentliche Rolle zukommt, daß dabei die Vor- gänge im Gebiete der Zahlungsmittel nicht bloße Reflexe von Vor- gängen in der Güterwelt sind, in der alles Wesentliche entspränge. In allen Tonarten, mit besondrer Entschiedenheit und seltner Ein- 1 Der Gedankengang, der im folgenden im Wesen unverändert vorgetragen wird, hat inzwischen durch die Untersuchungen von ‘A. Hahn (Volkswirtschaft- liche Theorie des Bankkredits, ı. Aufl. 1920, 2. Aufl. 1926) eine wertvolle Be- stätigung und Verbesserung erfahren. Der Leser sei auf dieses originelle und ver- dienstliche Buch, das die Erkenntnis des Problems wesentlich gefördert hat, nach- drücklich verwiesen. In vielem parallel auch: W. G. Langworth y Taylor in: The Credit system 1913. Vielleicht haben die Erscheinungen der Nachkriegszeit und die Erörterungen über die Rolle des Bankkredits beim Aufschwung und in der Depression dem, was ich zu sagen habe und hatte, viel vom Anschein eines sich selber richtenden Paradoxons genommen. Jede Theorie des Konjunkturzyklus berücksichtigt heute das Faktum des „zusätzlichen Kredits“ in der Prosperität und setzt sich mit der von Keynes zur Diskussion gestellten Frage auseinander, ob der Zyklus durch Beeinflussung von der Geldseite her gemildert werden kann. Das bedeutet noch nicht Annahme meines Gesichtspunktes. Aber es muß dazu führen. Vgl. auch meine Abhandlung „Kreditkontrolle“ im Archiv £. Sozialwissen- schaft und Sozialpolitik 1925. Ganz unabhängig ist neuestens Robertson (Banking policy and the price level 1926) zu ähnlichen Resultaten gelangt (vgl. darüber Pigou im Econ. J., Juni 1926), und bald wird der Inhalt dieses Kapitels eine Selbstverständlichkeit sein.