I. Die Arbeitswertrechnung in der sozialistischen Wirtschaft. Versuchen. wir uns die Berechnung des Arbeitswerts der Wirtschaftsgüter konkret vorzustellen. Als Maßstab des Arbeitsquantums erscheint in unserer sozialistischen Gesellschaft die Zeit. Allein es ist auch in einer sozialistischen Gesellschaft unmöglich, eine so wesent- liche Eigenschaft der Arbeit wie ihre Produktivität zu über- sehen. Kann man doch die Arbeit nicht allein nach der Zeit bemessen, die der Arbeiter in der Fabrik, der Werkstatt oder sogar an der. Drehbank zugebracht hat! Selbst unser von Stimmungen der Gleichmacherei so sehr durchdrungener so- zialistischer Staat mußte von einer solchen Bewertung der Arbeit Abstand nehmen und führte einen von der Produktivi- tät abhängigen Arbeitslohn ein. Als Werteinheit erscheint -so- mit nicht einfach die Arbeitszeit, etwa der Arbeitstag, son- dern der Arbeitstag von bestimmter Produktivität, die man als normal annimmt. Diese Produktivität äußert sich in einer bestimmten Menge der durch den Werktätigen hervorgebrach- ten Produkte: in einer bestimmten Anzahl. durchgesägter Baumstämme, gehobelter Bretter,‘ geschleifter Zapfenlager u. dgl. m. Da jedoch in einem Einzelunternehmen, das bestimmte Erzeugnisse hervorbringt, die Arbeit verschiede- ner Fachleute Anwendung findet und jeder von ihnen ver- schiedene Arbeiten ausführt, so wird man für alle Fach- arbeiten entsprechende Normalarbeitstage bestimmen müssen. Allein auch innerhalb jedes einzelnen Betriebes kommt Arbeit von verschiedener, hoher und niederer, Qualifikation zur Anwendung: neben einer Arbeit, die keine große Schu: lung erfordert und stets in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, auch solche, die langjährige Ausbildung, zuweilen auch eine gewisse Begabung oder wenigstens eine natürliche Zu- neigung voraussetzt. Können wir nun diese hochqualifizierte, nur in geringstem Umfange verfügbare Arbeitsleistung, mit der die Gesellschaft doch sparsam umgehen muß, Tag für Tag als Ausgabeposten nach derselben Norm, die für die ungelernte Arbeit gilt, bewerten? Wie stark immer unsere gleichmachenden Bestrebungen auch in der Arbeitslohnpoli- ük sein mögen, so können wir bei der Arbeitswertrechnung 921