Wagschalen reagiert. Die Veränderung des Preises kann durch die Nachfrage bewirkt werden. Wenn beispielsweise die Herbstkälte unverhofft früh eintritt, so empfinden die Käufer ihren Bedarf nach warmer Kleidung intensiver; ist aber diese Kleidung nur in einem Umfange vorrätig, der auf die üblichen Wetterverhältnisse berechnet ist, so treibt die Konkurrenz der Verbraucher ihren Preis in die Höhe. Ein anderes Beispiel: Wird ein Land, das dem Weltmarkt einen beträchtlichen Teil von Lebensmitteln liefert, von einer Miß- ernte betroffen, so steigen die Preise der Lebensmittel; da aber diese der Befriedigung lebenswichtiger Bedürfnisse dienen, so wird die Befriedigung weniger dringender Bedürf- nisse aufgeschoben, und die Preise der betreffenden Ver- brauchsgüter sinken. — Ebensogut kann eine Veränderung im Angebot stattfinden. Wir erwähnten soeben die Abhängig- keit der Preise landwirtschaftlicher Produkte von den Schwankungen der Ernte. Häufiger in der kapitalistischen Wirtschaft ist allerdings ein Fortschritt der Produktion, der es ermöglicht, mit den gleichen Aufwendungen eine immer größere Menge von Produkten zu erzeugen. Diese können dann auf dem Markte nur zu niedrigeren Preisen als bisher realisiert werden. Der Marktpreis der Verbrauchsgüter be- stimmt dann seinerseits den Umfang der Mittel, die zur weite- ren Erzeugung eines jeden dieser Güter herangezogen wer- den dürfen. Neben dem Markte der Verbrauchsgüter existiert aber auch ein Markt der Produktionsmittel, auf dem ein Wettbewerb der Unternehmer stattfindet. Durch vollkommene Konkur- renz erlangt jedes Produktionsmittel einen Preis, der seiner Grenzproduktivität, d.h. dem Maße entspricht, in dem die Produktivität eines Betriebes durch die Heranziehung des be- treffenden Produktionsmittels gehoben wird. Auf diese Weise entsteht ein gewisses labiles Gleichgewicht zwischen dem gesellschaftlichen Bedarf und. der Produktionsorganisation. Dieses Gleichgewicht ergibt sich bald bei diesem, bald bei jenem Preisniveau, bald bei diesem, bald bei jenem Umfang der Produktion. Der Gleichgewichtspunkt verschiebt sich fortwährend infolge der Stöße, die bald aus der Sphäre der Nachfrage; bald aus der des Angebots — der Produktion kommen. Der Vorgang der Preisbildung verläuft spontan, die Menschen, die an diesem Vorgang teilnehmen, gehen von keiner Theorie aus und greifen nur selten zum statistischen 25