VORWORT daß, wo irgend angängig, der Karte als der mehr geographischen Darstellungs- weise vor dem Diagramm der Vorzug gegeben wurde, und daß mehrfach auch der Versuch gemacht wurde, das Diagramm mit der Karte zu vereinigen. Bei der Erwägung der zu wählenden Darstellungsweise und den mancherlei der Aus- führung vorangegangenen Versuchen, sowie bei der Beschaffung der oft sehr schwierig zu erreichenden Grundlagen für die Zeichnungen wurde der Verfasser von den Herren Fachkollegen Studienassessor K. Voppel-Leipzig und Studien- rat K, Müller-Chemnitz + in einer Weise unterstützt, die ihn zum größten Dank verpflichtet, Bei aller Sorgfalt in der Auswahl der statistischen Grundlagen konnten manche Unstimmigkeiten in den Angaben verschiedener Stellen über denselben. Gegenstand nicht beseitigt werden. Das sei für den Fall gesagt, daß der Leser in diesem oder jenem statistischen Werk von unseren Angaben ab- weichende Zahlen findet. Im übrigen sei betont, daß es bei den grundsätz- lichen Betrachtungen, um die es sich hier handelt, in den meisten Fällen viel weniger auf die absoluten Werte als auf die zuverlässige Erfassung der jeweiligen zeitlichen oder räumlichen Wertverhältnisse ankommt. Aus der zu Rate gezogenen Literatur wurden mur einige zusammen- fassende, zu ausführlicherem Studium und weiterer Vertiefung des Stoffes geeignete Werke, sowie eine Reihe der einschlägigen Zeitschriften und sonstigen periodischen Erscheinungen in einem Literaturverzeichnis am Schlusse zusammengestellt, Wirtschaftsgeographische Betrachtungen sind gerade in der Gegenwart nicht nur von großer Bedeutung, sondern auch von erhöhtem Interesse, weil wir uns allmählich dem Zeitpunkt nähern, in dem die im Krieg und als seine Folge entstandenen besonderen wirtschaftlichen Verhältnisse gewissermaßen in ein Stadium der Entscheidung eintreten, sofern die einen sich rückbilden und wieder verschwinden, die anderen sich nicht nur behaupten, sondern in immer höherem Maße sich auswirken. Der erste Fail tritt offenbar überall da ein, wo die kriegsmäßige Umstellung auf einer reinen Ausnutzung der Konjunktur be- ruhte, der andere da, wo der Krieg nur den Anreiz bildete, längst vorhandene, aber noch nicht erkannte oder aus irgendwelchen. Gründen vernachlässigte natür- liche, d. h. geographische Gegebenheiten in den Dienst der Wirtschaft zu stellen. Im ersten Falle erzwingt die bessere natürliche Ausstattung anderer Länder durch die dort vorhandene Möglichkeit leichterer und daher billigerer Produktion oder vorteilhafterer Transportwege die Rückbildung reiner „Konjunkturverhält- nisse“ in den betreffenden wettbewerbenden Staaten. Im anderen Falle war der Krieg nur der Schrittmacher für eine beschleunigte Entwicklung, die später auch ohne seine Einwirkung gekommen wäre. Der während des Krieges enorm gesteigerte amerikanische Schiffsbau, die beträchtliche Kohlenausfuhr der Vereinigten Staaten, viele Ersatzstoffindustrien der blockierten Mittelmächte mögen als leicht zu vermehrende Beispiele für die eine — die Erweiterung der brasilianischen Viehzucht und Fleischindustrie und des Reisbaus, die ge- waltige Erhöhung der Körnererzeugung in Kanada, die intensive Ausnutzung der deutschen Braunkohlenlager und Wasserkräfte als solche für die andere Entwicklung genannt werden, Die Betrachtung und Verfolgung solcher Entwicklungen sind gerade für den Wirtschaftsgeographen wertvoll, weil sie das letzte Ziel seiner Aufgabe, die Klarlegung der natürlichen Grundlagen der Wirtschaft, in sich schließen. Daß auch eine Betrachtung der geographischen Grundlagen des politischen Weltgeschehens in unserer Zeit hochgespannter politischer Verhältnisse nicht nur reizvoll ist, sondern jedem Angehörigen ‚unseres Volkes, der für die Be- urteilung politischen Geschehens und politischer Möglichkeiten einen freien, von parteipolitischen Erwägungen unbeeinflußten Standpunkt gewinnen will, Pflicht sein muß. bedarf keiner besonderen Begründung.