ZWEITER TEIL: DER VERKEHR 3, 137/138. Deutscher Eisenbahnverkehr. 137. Personen: beförderung der voll- spurigen Bahnen nach Klassen 1926 Gesamtzahl 1819,4 Millionen. 138, Anteil der — Hauptwarengruppen am Gesamtgüterver- kehr 1927, Gesamtmenge 467,3 Mill.t | j ma 1 ©. SOPSÖgE. x GElEP 65% #$ In welch vollkommener Weise die Technik des Eisenbahnbaus alle natürlichen Hindernisse des Geländes und des Klimas allmählich zu überwinden vermochte, zeigt besonders deutlich der Fortschritt des Kisenbahnwesens in den Gebirgsländern Europas, vor allem in Skan- dinavien und in den Alpenländern. Da die Alpen die natürliche Schranke zwischen Mitteleuropa und den Mittelmeerländern bilden, sind von den zahlreichen Bahnen innerhalb ihres Gebietes sieben von internationaler Bedeutung. Davon liegen vier, die Semmering-, Tauern-, Brenner- und Arlbergbahn, in Österreich, zwei, die Simplon- und die jetzt elektrisierte Gotthardbahn, in der Schweiz, und eine, die Mont-Cenis-Bahn, in Frankreich. Österreich ist in- folge der Notwendigkeit, seine Länder mit der Adria zu verbinden, im Bau großer Alpenbahnen vorangegangen und vielfach vorbildlich gewesen. Die 1853 vollendete Semmeringbahn war die erste und lange Zeit einzige durchgehende Alpenlinie. Während die meisten Alpenbahnen die Haupterhebung innerhalb ihres Zuges in einem „Scheiteltunnel“ durchqueren, überwindet die Brennerbahn als einzige die Paßhöhe (1370 m) ohne einen solchen! Neuerdings legt man die Durchtunnelung der höchsten Erhebungen tiefer, mehr nach deren Basis zu und spricht dann von „Basistunneln“. So benützt z.B. die Simplonbahn, die den Hauptgebirgsstock in nur 700 m hoher Lage quert, einen echten Basis- tunnel. Dieser ist naturgemäß länger als Tunnelanlagen in größerer Höhe und mit nahezu 20 km Länge der längste Tunnel der Welt®*, Dafür fällt indes die Überwindung der hohen Steigungen beim Auf- und Abstieg fort, und der Kampf gegen Schneeverwehungen, Lawinen und Steinfälle ist viel leichter ‚Hassert). Auch der Gotthard- (Abb. 140) und der Tauerntunnel sind solche Basistunnel. — Die im Bau der europäischen Gebirgsbahnen erworbenen Kennt- nisse und Erfahrungen bildeten auch die Grundlage für ähnliche Unterneh- nungen in anderen Erdteilen, namentlich in Amerika. Nordamerika. Während in Europa die Bahnen die Frucht einer uralten Kultur und das letzte Glied einer vorangegangenen langen Verkehrsentwicklung darstellen, eilen in allen anderen Erdteilen die Bahnen der Kulturentwicklung weit voraus und sind das hauptsäch- lichste Mittel, neue Gebiete der Erdoberfläche der menschlichen Wirt- 1 Erwägungen, auch für diese Bahn einen Scheiteltunnel in der Höhe von Gossensaß (1100 m) zu schaffen, sind im Gange. ? Im Dezember 1921 wurde der Durchschlag eines zweiten Paralleltunnels vollendet, der sich zur Bewältigung des gewaltig gestiegenen Verkehrs nötig machte.