250 GEOGRAPHISCHE STAATENKUNDE bietet der Ausbreitung des Menschen und damit erst recht einer staat- lichen Organisation Hemmnisse. Wo wir aber in den Tropen selb- ständige Staaten finden, man denke an Ecuador und Peru, da sind es solche, die infolge ihrer Höhenlage kein eigentliches Tropen- klima, sondern ein dem gemäßigten nahekommendes haben. Es ist bezeichnend, daß in diesem Hochgebirgsklima des tropischen Amerika schon vor der Einwanderung der Europäer sich hochentwickelte Staats- wesen gebildet hatten: das Reich der Azteken in Mexiko und das der Inka in Peru. Ein Gegenstück zu den tropischen Hochgebirgsstaaten Amerikas bildet Abessinien in Afrika, , Diejenigen Teile der subtropischen Zonen, die durch größere Nieder- schlagsmengen oder durch reichliche Bodenbewässerung klimatisch und wirtschaftlich besser gestellt sind, lassen das auch sofort durch größeren Reich- tum an selbständigen Staaten erkennen. Das gilt schon von dem südlichen subtropischen Trockengürtel, in dem infolge der Zuspitzung der Kon- tinente nach Süden ein größerer ozeani- scher Einfluß herrscht, so daß an Stelle der nördlichen Wüsten hier große Step pengebiete liegen, die bei sorgfältiger Bearbeitung und namentlich bei künst licher Bewässerung eine größere Ver dichtung der Bevölkerung gestatten Argentinien, Brasilien, Chile,- die Süd afrikanische Union und der Staaten bund von Australien sind schon be deutsame politische Gebilde. Nocl günstiger liegen die Verhältnisse ir den Flußoasen und in den halb- feuchten und feuchten Subtro- pen.der nördlichen Halbkugel, in den Mittelmeerländern und den Mon- sungebieten. Hier war die Staaten: bildung schon im Altertum zu hoher Entwicklungsstufe gelangt, und hier finden wir in Babylonien, Ägypten, China, Griechenland und Italien die ältesten Staaten überhaupt. Hier liegen aber auch in der Gegen- wart neben zahlreichen mittleren und kleinen Staaten große Staaten und Großmächte, wie Italien, China und Japan. Auch die Vereinigten Staaten gehören mit beträchtlichen Gebieten dieser Breitenlage an. Die übrigen fünf Großstaaten der Tabelle IV, 5. 245 und die meisten Staaten überhaupt liegen in der gemäßigten Zone. Europa als der seinem Klima nach „gemäßigte“ Erdteil hat seit dem Altertum immer die meisten selbständigen Staaten gehabt. Die Ursache liegt in den günstigen Daseinsbedingungen, die gerade diese Zone dem Menschen bietet. Nicht nur birgt sie die meisten der großen Getreideländer, der wichtigen Kornkammern der Erde, sondern ihr Klima ist auch der Kulturentwicklung besonders günstig. Dazu