IL Die Grenzen der Lohnsteigerungef. 29 sanze Volkswirtschaft und für die Arbeiterschaft selbst vorteilhafter ist: geringere Löhne allgemein oder höhere Löhne, die aber einer kleineren Zahl von Arbeitern zu- sute kommen. Die Löhne der Arbeiter sind aber von den Gewinnen der Unternehmungen dadurch abhängig, daß um so weniger Arbeiter beschäftigt werden können, je mehr bei zahlreichen Unternehmungen die Gewinne unter ein gewisses Maß herabzugehen drohen (tausch- wirtschaftlicher Grenzertrag). Aber die Löhne der Ar- beiter werden nicht aus den Gewinnen bezahlt. Die Löhne sind kein „Gewinnanteil“, wie noch heute in der Wissenschaft, selbst in der Privatwirtschaftslehre (Niklisch) oft behauptet wird. Löhne müssen bekanntlich auch bezahlt werden, wenn keine Gewinne erzielt werden. Sie werden, wie die Preise der Roh- und Hilfsstoffe, aus dem umlaufen- den Kapital bezahlt, das in den Brutfoerfrägen aus dem Verkauf der Waren natürlich wieder zu den Unter- nehmungen zurückfließt, aber doch vorhanden sein oder durch Kreditaufnahme ergänzt werden muß. Gerade diese Notwendigkeit genügenden umlaufen- den Kapitals wird heute noch vielfach verkannf. Es ist aber kein Zweifel, daß der mit fortgesetzten Lohn- erhöhungen wachsende Bedarf an umlaufendem Kapi- tal, das so schon infolge der Inflation in Deutschland sehr knapp geworden ist, erheblich dazu beigetragen hat, die Zinssätze immer mehr zu steigern. Dies um so mehr, als man auch früher schon in Deutschland gewohnt war, in sehr großem Maße Bankkredit zur Ergänzung des eigenen Betriebskapitals in Anspruch zu nehmen. Es ist aber natürlich, daß diese meist kurzfristige Kreditinan- Spruchnahme auch auf den langfristigen Anlagekredit zurückwirkt, wie auch umgekehrt starke Inanspruch- nahme des letzteren den kurzfristigen Kredit verteuert, allein schon weil die Ausgabe von Obligationen meist auch Bankkapital für einige Zeit festlegt, wenn sie nicht überhaupt der Ablösung von Bankkrediten dient,