IL Die Grenzen der Lohnsteigerungen. 3 „Konfrärtheorie“, die behauptet, daß, wenn der Lohn steigt, der Zins und die Rente sinken müßten (dabei wirft man regelmäßig bedungene Einkommen und Ge- winne durcheinander), ist falsch, womit aber nicht ge- sagt sein soll, daß die „Daralleltheorie‘“ allgemein rich- tiger wäre. Man kann nur sagen, daß unter der Vor- aussefzung ceteris paribus — die zu machen aber meist unmöglich ist — der Unternehmergewinn sinkt, wenn die Löhne steigen. Aber selbstverständlich ist das kein Gesetz. Ebenso kann man behaupten, daß in manchen Fällen, aber keineswegs immer, wenn die Arbeiter höhere Lohnforderungen bewilligt erhalten, mehr um- laufendes Kapital erfordert wird und die größere Nach- frage nach solchem die Tendenz habe, den Zins ‚zu steigern. Das ist heute der Fall und einer der Gründe, weshalb trotz Steigerung der inländischen Kapitalbil- dung und trotz Zufuhr von großen Mengen Auslands- kapitals der Zinsfuß bei uns noch nicht im mindesten gesunken ist. Für die Möglichkeit der Kapitalbildung ist, wie wir schon sagten, die Einkommensverteilung von großer Be- deutung. Sind überdurchschnittliche und hohe Einkom- men selten, so wird sie ungenügend sein, zumal wenn in wirtschaftlich zurückgeworfenen Ländern weite Be- völkerungsschichten gegen früher verarmt oder antikapi- talistisch eingestellt sind und deshalb nicht sparen. Bei den Erwerbswirtschaften selbst haben Differential- gewinne für die Kapitalbildung sehr große Bedeutung, die sich daraus ergeben, daß in der Regel in einem Er- werbszweig die Anbieter verschiedene Kosten haben, der Preis sich aber so hoch stellt, daß auch die teuersten Anbieter auf die Dauer noch einen gewissen Ertrag er- zielen. Diese Differentialgewinne werden oft als ar- beitsloses Einkommen bezeichnet, das den Unter- nehmern ohne ihr Zutun zufließt. Sie haben auch in der Tat oft einen monopolistischen Charakter, weil sie oft auf natürlichen Vorzugsbedingungen, besserem Boden