L Der Wohnungsbau als Kapitalbildung. 41 es sehr erwünscht, wenn sie höher wären, Aber sie können nicht höher sein, wenn nicht mehr produziert wird. Daß aber auch bei den ärmeren Schichten der Be- völkerung der Konsum von Alkohol, Tabak, der Kino- besuch und allerlei sonstige, keineswegs notwendige Ausgaben noch so bedeutend sind, zeigt wohl an, daß die Beschaffung einer besseren Wohnung für weite Kreise doch kein so dringendes Bedürfnis ist, daß es sie veranlassen könnte, jene nicht notwendigen Bedürfnisse einzuschränken oder aufzugeben. Damit soll natürlich nicht gesagt werden, daß mit der Wohnungsbeschaf- fung im einzelnen Falle nicht sehr große Mißstände ver- bunden sein können. Aber im allgemeinen gilt, daß die Nachfrage nach Wohnungen geringer sein würde, wenn die Nachfragenden mehr gezwungen wären, andere, keineswegs notwendige Bedürfnisse dafür aufzugeben, und das sie also zu einem erheblichen Teil nur eine Folge der niedrig gehaltenen Mietpreise ist. Die Verbesserung der Wohnung scheint mir daher in hohem Grade mehr ein Kollektivbedürfnis zu sein, das von politischen und sozialen Organisationen im Interesse der Volksgesundheit in den Vordergrund ge- stellt wird, als daß es von Millionen von Einzelwirt- schaften wirklich als eines der dringendsten Bedürfnisse empfunden wird. Es steht also damit nicht anders wie etwa in Amerika, wo man es als eines der dringendsten Kollektivbedürfnisse ebenfalls im Interesse der Volks- gesundheit empfindet, den Alkoholgenuß zu verbieten und dafür Hunderte von Millionen aufwendet. Solche Kollektivbedürfnisse beeinflussen natürlich die Preis- bildung ebenso wie individuelle Bedürfnisse. Das spricht natürlich noch nicht gegen die Aufwendung großer Summen dafür, ebenso wie man über die Aufwendungen für Heereszwecke, Polizei, Museen usw. sehr verschie- dener Meinung sein kann. Aber diese Aufwendungen sind Konsum, und selbst wenn sie äußerlich als Kapi- talbildung erscheinen, weil Gelderträge damit erzielt