L’Braucht die Börse Kapital? ! A 254 Die Meinung ist nämlich weit verbreitet, daß die Drn® senspekulation kein Kapital in Anspruch ıt ;hme, und sie ist in neuerer Zeit häufig und besonders scharf ausgesprochen worden. Anläßlich der Kreditreste ijOnetG politik des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, die zu dem sogenannten „schwarzen Freitag‘ im Mai 1927 führte, veranstaltete die Frankfurter Zeitung eine Umfrage, bei der Professor Cassel, Professor Spiet- hoff, A. Hahn, A, Lansburgh und die Redaktion selbst mehr oder weniger ausgesprochen die These ver- fraten, daß die Börsenspekulation kein Kapital bean- spruche, weil doch „jedem Käufer ein Verkäufer gegen- überstehe“. Auch Professor Adolf Weber hat sich ver- schiedentlich zu dieser Anschauung bekannt und in der Schrift „Hat Schacht recht?“, 2. Auflage unter dem Titel „Die Abhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft vom Ausland“, München und Leipzig 1928, die theoreti- schen Grundlagen jener Maßnahme scharf angegriffen. Auch sonst ist das von sehr vielen Seiten der Fall ge- wesen. . KA Im „Bankarchiv“, Nr. 9 und 10 vom 1. und 15. Februar 1929, vertraten zwar Professor Reisch-Wien und der Bankier Leopold Merzbach auch andere Ansichten über das Kapitalerfordernis der Börsenspekulation. Und schon vorher hatte ich in einem Aufsatz „Konjunktur- forschung und Konjunkturpolitik vom Stand- punkt einer dynamisch-individualistischen Wirtschaftstheorie‘“ (Schriften des Vereins für So- zialpolitik, Bd. 173, S. 74) dieser merkwürdigen Auffas- sung energisch widersprochen. Aber. das scheint man übersehen zu haben, und so schreibt noch neuestens Adolf Weber, dessen Abhängigkeit von der Lehre Cassels ihn schon öfters zu falschen Ansichten geführt hat („Ende des Kapitalismus?“, 2. Auflage, München 1929, Seite 93: Die These von der „kapitalverschlingen- den“ Eigenschaft der Börse ist allgemein als irrig aner- kannt: Die Börse ist für die Kapitalien nur Durchgangs-