Hl. Die Nachteile der Börsenspekulation. 69 pital verbilligt wird. Es strömf nur wegen größerer Ge- winnaussichten in höherem Maße den Neuemissionen, aber auch nur von Aktien zu. Aber die Gewinnaussichten bestehen nicht in erhöhten Erträgen der Produktion — die mögen in einzelnen Fällen auch erwartet werden, aber das Publikum kann sie in der Regel gar nicht be- urteilen —, sondern in der Aussicht auf Kursdiffe- renzen, Spekulationsgewinne. Die größere Möglich- keit, Aktien zu emiffieren und ein Agio zu realisieren, bedeutet nicht im mindesten eine Verbilligung des Kapitalangebots. Das wird besonders deuflich auch da- durch, daß in der Hochkonjunktur der Zinsfuß der Ob- ligationen zu steigen pflegt, man zum Beispiel Ende der 90er Jahre wieder zum 4% %- und 50%-Typus über- ging. Gerade in kapitalreichen Ländern ist auch, privat- wirtschaftlich gesehen, die Obligationenausgabe fast immer die billigste Form der Kapitalbeschaffung. Denn neue Aktien werden nur höchst selten mit so hohem Asio ausgegeben werden können, daß der bis- herige oder zu erwartende Ertrag im Verhältnis zum Emissionskurs eine geringere Verzinsung ergibt, als sie bei Obligationen gewährt werden muß. Daß die Speku- lation und die Börsenhausse zu einer industriellen Kon- junktur führen kann, ist gar kein Beweis gegen die in- flationistische Wirkung von Börsenkrediten, wie noch neuestens die Frankfurter Zeitung behauptet. Sie selbst spricht dann auch davon, daß durch die Kreditschöpfung der Banken zusätzliches Kapital geschaffen worden sei. Zwar ist, wenn man den Indexzahlen glauben darf, eine allgemeine Preissteigerung nicht eingetreten. Aber es bleibt noch zu untersuchen, ob bei dieser Zusammen- ziehung der verschiedensten Preise nicht etwa nur Preis- steigerungen durch zufällige Preissenkung anderer Pro- dukte kompensiert wurden, oder auf welche besondere Verhältnisse das Nichteintreten einer Preissteigerung durch Kreditschöpfung beruht.