N. Langfristige Auslandskredite oder Beteiligungen? 89 lich zurückgeworfenen Ländern, wie Deutschland, den ich in meiner Schrift „Vom Reichtum der Na- tionen“ entwickelt habe, zum Ausdruck, In den Län- dern der letzteren Art ist vielfach der Produktions- apparat schon übermäßig ausgedehnt. Daß der Bau einer neuen Fabrik vorübergehend die Bauindustrie und ihre Arbeiter beschäftigt und ‚einem engeren Bezirke nützt, beseitigt jenes Bedenken selbst dann nicht, wenn das Kapital dafür aus dem Auslande kommt und nicht im Inlande anderen Verwendungszweigen entzogen wird. Denn wenn die neue Fabrik im entsprechenden Um- fange andere zum Erliegen bringt, ist das mit volkswirt- schafflich sehr nachteiligen Umwälzungen und Ver- Iusten verbunden. Hier gilt alles, was ich in meiner Produktivitäts- und Krisentheorie über den volks- wirtschaftlich zweckmäßigsten Grad der Ersetzung alten Kapitals durch neues, an sich produktiveres, gesagt habel. Ich kann es hier nicht wiederholen, aber die dort entwickelten Gesichtspunkte gehören zu den wichtigsten, die bei der Frage der Kapitalbildung in der modernen Volkswirtschaft zu berücksichtigen sind. Ferner aber hat die Beteiligung an deutschen Unter- nehmungen, selbst wenn sie eine Kontrolle bedeutet, gegenüber ausländischen Anleihen den Vorteil, daß ihr Wert von ihrem Ertrage abhängt. Und da es mit den Ertragsaussichten der deutschen Industrien in- folge übermäßiger Steuern, sozialer und Reparations- Jasten im allgemeinen nicht günstig steht, ist die Be- teiligung des Auslandes an dem Risiko, das unter diesen Umständen — und zu einem großen Teil auch durch seine Schuld — mit industriellen Unternehmungen in Deufschland verbunden ist, oft erwünschter, als die tisikofreie und doch sehr hoch zu verzinsende Kredit- gewährung des Auslandes. Es kommt dabei noch in Be- tracht, daß auch die Spanne zwischen der Verzinsung 1 Siehe meine „Grundsätze der Volkswirtschaftsiehre“, Bd. I. Teil X.