100 7. Kapitel. Die Gefahren des Auslandskapitals. die. meisten Betriebe nicht voll beschäftigt werden können, noch weiter aus, Und wenn es zur Errichtung neuer Unternehmungen dient — man nehme etwa Ford als Beispiel —, so werden heute in Deutschland, das fast alle Industrien schon im genügenden Umfange besitzt, andere Unternehmungen ausgeschaltet oder ihnen durch Minderabsatz die Kosten verteuert. — Die Argumente, mit denen der Kapitalimport gewöhn- lich verteidigt und die preissteigernde Wirkung be- stritten wird, sind etwa die folgenden!. Das Herein- strömen von Auslandsgeldern steigert die „Produk- tivität“, es werden mehr Produktionsmittel und Waren hergestellt, dadurch entstehen vergrößerte Einkommen und vermehrte Kaufkraft, Sofern nur genügend Arbeits- kräfte für die vermehrte Produktion zur Verfügung stehen, was ja in Deutschland durchaus der Fall ist, wirkt der Zufluß von Auslandskapital nicht preis- steigernd. Er kann allerdings die DPassivität der Han- delsbilanz steigern, weil die in der Ausdehnung des Produktionsapparats Tätigen ja in der Regel keine Ex- portgüter herstellen. Aber diese passive Handelsbilanz sei nicht das Entscheidende: „Die Frage, die jetzt so sehr im Vordergrund des Interesses steht, wie machen wir die Handelsbilanz aktiv?, ist durchaus nebensächlich gegenüber der anderen, entscheidenden Frage: Was können wir tun, um die Produktivität unserer Ärbeit möglichst zu steigern“ (Adolf Weber). Man erkennt, wie auch hier immer nur der sachliche Kapitalbegriff zugrunde gelegt wird und die Vorstel- lungen der Sachkapitalzufuhr in unentwickelte Länder, zwecks Ausdehnung der Produktion, einfach auf Deutschland übertragen werden. Man machf sich die ganz anderen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutfsch- land nicht genügend klar. Hier dient ein großer Teil der Kapitalzufuhr nicht der Schaffung von neuen Pro- 1 So K. Dalberg: „Auslandsanleihen und Reparationen.“ G. A, Glöckner, Leipzig 1928,