102 7. Kapitel. Die Gefahren des Auslandskapitals. großer Kapitalien die Produktion zu verbilligen, son- dern möglichst viele Arbeiter mit dem bisherigen Pro- duktionsapparat in wirklich ertragbringenden Erwerbs- zweigen zu beschäftigen. Dafür waren die fortgesetzten Lohnerhöhungen der industriellen Arbeiter und auch die Steigerung der Beamtengehälter 1927 natürlich nicht der richtige Weg. Denn das hat nicht zu einer solchen Aus- dehnung des Konsums geführt, daß mehr Arbeiter be- schäftigt werden konnten bzw. mehr, als der Bevöl- kerungszunahme und daher der der Konsumenten ent- sprach. Infolgedessen hat sich die wirtschaftliche Lage immer mehr verschlechtert, Es ist also unter den Verhältnissen Deutschlands nicht zutreffend, wenn W. Eucken (a. a. O.) meint, daß große Auslandskredite die Produktion anregen und die Einkommen steigern — hier gibt er also die in- ANationistische Wirkung zu —, aber aus den gestiegenen Erträgen könnten die Kredite dann zurückgezahlt werden. Ganz abgesehen davon, daß hier wieder ver- gessen wird, daß die Schulden in ausländischer Wäh- rung zurückzuzahlen sind, die Erträge aber nur in den seltensten Fällen, bei Exportindustrien, und auch dann nur teilweise in solchen eingehen, ist auch noch sehr die Frage, ob die Rückzahlung wirklich aus Erträgen ge- schehen wird. Das wäre doch nur dann der Fall, wenn die durch Geldvermehrung gesteigerten Erträge auch wirklich in die Hände von Sparern kommen. Bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen Deutsch- lands ist aber die Wahrscheinlichkeit viel größer, daß sie einerseits durch Lohnforderungen in die Hände der Arbeiter, andererseits durch Steuern in die Hände der großen öffentlichen Konsumwirtschaften gelangen, von denen sie vor allem wieder in die Hände von Nicht- sparern, Arbeitern, Beamten, Arbeitslosen fließen. Sie wirken also weiter inflationistisch. Daher das hohe Preisniveau in Deutschland, das seiner Verarmung und seinen Auslandsverpflichtungen nicht entspricht.