IL Die Umwandlung von Auslandskapital in Mark. 103 Die preissteigernden Tendenzen des Kapitalimports sind dadurch wohl weniger in Erscheinung getreten, daß ein erheblicher Teil davon zu Rationalisierungen ver- wendet wurde und so zu Kostenverbilligungen führte. Auch die Reparationsleistungen wirken wohl Preis- steigerungen entgegen (siehe Kapitel VIIN. Ohne dies hätten die Geldvermehrung, die Lohnsteigerungen und der seit 1927 wieder gestiegene Zinsfuß noch mehr preis- steigernd gewirkt. Jedenfalls wurden die Kostenverbilli- gungen durch die Geldvermehrung wieder illusorisch ge- macht und die in Deufschland erforderliche Preis- senkung hintangehalten. Neben den Lohnforderungen ist zu einem großen Teil auch dem ausländischen Kapi- talzufluß der ganz unhaltbare, der wirtschaftlichen Lage Deutschlands nicht entsprechende Zustand zuzu- schreiben, daß Deutschland trotz seiner Verarmung einen sehr viel höheren Preisindex hat als Frankreich, Was wir gebrauchen, ist, wie gesagt, mehr umlaufen- des Kapital, Kapital in der Geldform, das durch die Inflation vernichtet wurde. An der so verkürzten Kapi- taldecke zerren heute soviel Kapitalsuchende, weil die fortgesetzten Lohnerhöhungen der Arbeiter zu kapital- intensiverem Betriebe drängen und weil von jeher in Deutschland das Wirtschaften mit sehr starker Kredit- inanspruchnahme verbreitet war. Das treibt den Zins- fuß in die Höhe, was aber doch nicht die Wirkung ge- habt hat, die Kapitaldecke zu vergrößern. Durch aus- ländisches Geldkapital kann dem unter den Verhält- nissen Deutschlands, wie wir sehen, nicht abgeholfen werden. Ebenso ist es nicht möglich, durch eine Erweiterung des Geldumlaufs die mangelnde Geldkapitalbildung zu ersetzen. Eine solche wäre ein sehr gefährliches Mittel, einerlei ob es auf Grund von Auslandskrediten und dadurch „gedeckter‘“ Banknoten oder durch Geld- schönfung geschieht.