122 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen. größeren Teil ihres Einkommens abnehmen?“ Sie glauben, daß, wenn sie mehr arbeiten, dadurch nur anderen Arbeitern Arbeitsgelegenheit genommen werde, während in Wahrheit um so mehr Arbeiter beschäftigt werden können, je mehr produziert wird. Nur ist dafür eine genügende Geldkapitalbildung erforderlich. 2. Denn auch wenn die sichere Aussicht besteht, daß Lohnerhöhungen zu entsprechenden Mehrleistungen aller Arbeiter führen — das wird selten der Fall sein —, sind Lohnerhöhungen immer dann volkswirfschafflich schädlich, wenn durch sie die zur Erweiterung der Pro- duktion und zum Umsatz der Waren erforderliche Geld- kapitalbildung verhindert wird. Der hohe, bzw. stei- gende Zinsfuß ist dann ein Zeichen, daß die Schichten, die sparen, also Geldkapital bilden, mögen es sein, welche es wollen, nicht genügende Einkommen erzielt haben, oder, daß die Kapitaleinkommen zu hoch steuer- lich belastet sind, kurz, daß der Volkswirtschaft nicht genügend Kapital zur Verfügung gestellt wird. 3. Neben den Lohnsteigerungen. der nur auf Erhal- haltung oder Ausdehnung ihres Konsums bedachten und zum Teil antikapitalistisch eingestellten Bevölkerungs- gruppen ist der Hauptgrund des hohen Zinsfußes die große Aufgaben- und Ausgabensteigerung aller öffent- lichen Körperschaften, die einerseits durch Steuern zu viel Erträge dem Wirtschaftsleben entziehen und im wesentflichen konsumtiv verwenden, andererseits durch Kreditaufnahmen den Geld- und Kapitalmarkt zu stark in Anspruch nehmen. Bei dem heutigen parlamentari- schen System werden Ausgaben zu leicht bewilligt, kurz- fristige Kredite dafür zu stark in Anspruch genommen, und eine wirkliche Rentabilität, die die heute gefor- derte hohe Verzinsung der Kredite rechtfertigt, ist da- bei nur in den seltensten Fällen vorhanden. Ein großer Teil des öffentlichen Kredits ist heute überwiegend Konsumkredit, verengt und verteuert den Kapitalmarkt und steigert damit den Zinsfuß.