54 11. Kapitel, a dingungen gedacht, so daß also kein bloß Wünschender als Wünschender weiß, ob die von ihm gewünschte Veränderungsreihe hinsichtlich ihres Beginnes „zukünftig wirklich“ oder „möglich“ oder „unmöglich“ ist: Wünscht z. B. jemand, „daß sein Freund komme“, so weiß er zwar, daß „Kommen seines Freundes“ überhaupt ihm Unlustverlust und Lust: gewinn wirken würde, d. h. seiner Seele ein Allgemeines zugehört, welches in Beziehung zu den Veränderungsgewinnen im „Kommen seines Freundes“, als grundlegende Bedingung für die gewünschte Doppelveränderung seiner Seele in Betracht kommt, er weiß aber nicht, ob sein Freund kommen wird oder ob dieses Kommen „möglich“ ist, d. h. er weiß nicht, ob in der Welt jene Allgemeinen gegeben sind, welche als wirkende und grundlegende Bedingungen für den „Beginn“ jenes Kommens in Be- tracht kommen. Da nun also eine „gewünschte“ Veränderungreihe stets hinsichtlich der ersten Veränderung, also auch als ganze Veränderungs- reihe, ohne Beziehung zu ihren wirkenden und grundlegenden Be- dingungen gedacht ist, können wir auch sagen, daß das „Gewünschte“ eben stets bloß als „Veränderungsreihe“, nicht als „Wirkungsreihe“ gedacht ist. Der Behauptung aber, daß der Wünschende als solcher niemals um die Möglichkeit des Gewünschten selbst weiß, scheint ent- gegenzustehen die Unterscheidung der „Wünsche“, in welchen „Mög- liches“ gewünscht wird, von jenen „Wünschen“, in welchen „Unmög- liches“ gewünscht wird. Indes trifft diese Unterscheidung nicht das Wünschen selbst, sondern beruht auf Erwägungen, die außerhalb des Wünschens vom Wünschenden selbst oder Dritten hinsichtlich eines besonderen Gewünschten angestellt werden. Denn selbstverständlich kann hinsichtlich jedes Gewünschten gefragt werden, ob es „möglich“ oder „unmöglich“ ist, ohne daß jedoch eine Antwort auf solche Frage dem Wünschen selbst zugehören würde. Das „Gewünschte“ selbst ist im Wünschen stets ein hinsichtlich seiner Bedingungen beziehungs- frei („für sich“) Gewußtes, und so können denn „Wünschen von Mög- lKchem“ und „Wünschen von Unmöglichem“ nicht Besonderheiten von „Wünschen schlechtweg“ sein, da als „Mögliches“ Gewußtes und als „Unmögliches“ Gewußtes ein in Beziehung zu seinen grundlegenden Bedingungen Gewußtes ist, „in Beziehung Gewußtes“ aber niemals Be- sonderheit eines „beziehungsfrei“ Gewußten sein kann. Ebenso wird auch z. B. „Gedanke an einen Stein“ nicht besondert durch „Gedanken an wirklichen Stein“, weil eben kein Gegebenes durch eine Beziehung besondert wird, alle Wissensbesonderheiten sich aber nur aus Besonder- heiten des Gewußten ergeben. Da in jedem einem „Wünschen“ zugehörigen Gedanken auch eine Doppelveränderung der eigenen Seele von gegenwärtig Gegenständ- lichem zu anderem Gegenständlichen, und von gegenwärtiger Unlust zu Unlust gedacht ist, ist auch jeder Wünschende ein „Selbstbewußter“.