1 diesem Arsenal der scholastischen Ontologie und Logik geholt, und es muß zugegeben werden, daß von diesem Standpunkt aus am ehesten die „Werturteile“ in unserer Wissenschaft begründet werden können. Daß auch die Beweisführung der Scholastik nicht stichhaltig ist, will ich alsobald nachzuweisen versuchen. Ich möchte aber zur Belebung des Bildes noch einige Nationalökonomien, die wir als Vertreter der scholastischen Ontologie anzusprechen haben, mit ihren eigenen Worten sprechen lassen. In besonders eindrucksvoller Weise hat neuerdings Johannes Haeßle den Standpunkt der scholastischen Nationalökonomie zur Gel- tung gebracht. Sein vortreffliches Buch‘ beginnt mit den kraftvollen Worten: „Wie jede Wissenschaft, so hat auch die Ethik ihre eigene Methode; diese ergibt sich aus dem Seinscharakter des ihr zugeord- neten Objekts. Das Objekt aller Ethik aber ist das „A006“, das ist die ‚Urhaltung‘, die ‚Urgewohnheit‘, die jedem Wesen von Natur aus innewohnt. Diese seinsmäßige Urhaltung ist der Zugang zur willens- mäßigen Urnorm. ‚Ethos‘ bedeutet daher einmal die im Sein fundierte Urhaltung, die in dieser mitgegebene Norm, endlich die mit der Norm verknüpfte soziale Schätzung. Im Ethos der Wesen, in ihrem intentionalen Ursein steckt entitativ ihr Ursollen. Im Ursollen ruht als dessen adäquate Erfüllung oder zum ‚Vollen kommende‘ Entfaltung das Ziel oder die Vollkommenheit jeder Seinswirklichkeit. Nie hat ein Wesen ein Ziel, das ihm nicht als Sein innewohnt. Überall be- stimmt die Seinsanlage die Seinsrichtung, die Seinshaltung, das Seinsziel. Dieselbe axiomatische Relation gilt auch für das ‚Ethos‘ des Menschen. Die Urhaltung seiner Natur ist die Grundnorm des Verhaltens seines Willens. Jede Vervollkommnung des Menschen, be- stehe sie nun in der Erziehung anderer oder seiner selbst, kann nur darin bestehen, aus dem Menschen herauszubilden, wozu die Natur das keimhafte Vorbild oder urhafte ‚Ethos‘ seinsmäßig eingebildet hat. Diese Beziehung besteht für alle Sphären menschlicher Willens- betätigung, für die Individual- wie Sozialethik, für die Ethik des Ge- meinschaftslebens, des Rechts, der Politik, der Volkswirtschaft. Die Methode aller ethischen Wissenschaft besteht daher darin, durch das 6? Joh. Haeßle, Das Arbeitsethos der Kirche nach Thomas von Aquin und Leo XIII. Untersuchungen über den Wirtschaftsgeist des Katholizismus. 1923.