38 lagen. Es sind die Jahrhunderte, in denen der moderne Kapitalismus sich zu entfalten und zu erstarken beginnt. Und das bloße Erscheinen dieses Wirtschaftssystems brachte schon eine Reihe von Problemen mit sich, die gebieterisch eine Lösung heischten. Durch das Heraus- treten aus den alten Gemeinschaften wurden künstliche und kunst- volle Beziehungen in neuer Form geschaffen. Die zunehmende Ent- persönlichung und Entkonkretisierung, das heißt die fortschreitende Versachlichung oder Vergeistung aller Lebensformen, die Verflüchti- gung aller wirtschaftlichen Vorgänge gestalteten das Leben ver- wickelter, unübersichtlicher, schwieriger. Dazu machte sich bald das Problem der Arbeit und der Arbeiter bemerkbar: zuerst dadurch, daß man keine Objekte für die kapitalistische Wirtschaftsform in ge- nügender Menge und Beschaffenheit fand, später durch das Para- doxon, daß Menschen, die Sklavenarbeit verrichten, beanspruchten als Menschen wie andere angesehen und im Staate behandelt zu werden. Die revolutionäre Technik aber sorgte dafür, daß die Verhältnisse in jedem Augenblicke neu gestaltet wurden und die Lösung eines Problems morgen schon veraltet war. Dazu fanden sich zum Überfluß zahlreiche Probleme besonderer Art täglich neu ein: die Einfuhr der Edelmetalle aus Amerika er- zeugte eine unerträgliche Teuerung; Kriege und Revolutionen er- schöpften die Hilfsquellen des Reichtums, leerten die Staatskassen, die trotzdem immer von neuem gefüllt werden mußten; die Entwick- lung der modernen Staaten schuf Schwierigkeiten eigener Art: es galt den Geldstrom in das eigene Land zu leiten. Und was dergleichen Sorgen mehr waren. Die ersten Versuche der neuen selbständigen Wissenschaft vom Wirtschaftsleben, auf alle diese Fragen Antwort zu geben, liegen in den merkantilistischen Schriften vor. Diese stellen ein buntes Gemisch von Erkenntnismethoden dar. Sie enthalten: 1. noch ein gut Teil richtende Nationalökonomie; daneben im weitesten Umfange eine Kunstlehre: die Betrachtung der wirtschaftlichen Vorgänge unter dem Gesichtspunkte, be- stimmte Staatsaufgaben zu erfüllen; im Rahmen dieser beiden Betrachtungsweisen 3. Keime einer verstehenden Nationalökonomie.