99 Diese Keime wurden nun aber zerstört, und damit die ganze Ent- wicklung der neuen Wissenschaft jäh unterbrochen, als gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Male eine ganz neue Methode der Nationalökonomie sich bemächtigte, eine Methode, die sie von den aufblühenden Naturwissenschaften, insbesondere den sogenannten exakten Naturwissenschaften, entlehnte. Durch Übernahme dieser neuen Methode wurde das Schicksal der Nationalökonomie für länger als ein Jahrhundert besiegelt: es beginnt das „klassische“ Zeitalter dieser Wissenschaft, das heißt das naturwissenschaftliche Zeitalter, das Zeitalter der ordnenden Nationalökonomie, wie ich diese Richtung zu nennen vorschlage. Warum ich ihr diesen Namen gebe und was die ganze Entwicklung bedeutete, können wir erst ermessen, wenn wir zuvor die Denkweise der exakten Naturwissenschaften, die sich die Wirtschaftswissenschaft zu eigen machte, uns gründlich klar- machen. Das folgende Kapitel stellt sich als Aufgabe, dem Leser diese Einsicht zu verschaffen. Achtes Kapitel Das Wesen der Naturwissenschaft 1. Die Eigenart des naturwissenschaftlichen Denkens und die Methode der exakten Naturwissenschaften insbesondere Die ersten „Wissenschaften‘“, die in der neueren Zeit zur Aus- bildung gelangten, waren die Naturwissenschaften, unter ihnen wiederum zuerst die Wissenschaften von der anorganischen (leblosen) Natur und unter diesen die physikalischen Wissenschaften. Das oberste (formale) Ziel dieses naturwissenschaftlichen (weil ‚wissenschaftlichen‘“) Erkennens war, wie wir gesehen haben, die Allgemeingültigkeit seiner Ergebnisse. Um dieses: Ziel zu er- reichen, mußten zunächst — das war die große zerstörende Aufgabe der neuen Erkenntnisart — alle Denkweisen ausgemerzt werden, die Allgemeingültigkeit ausschließen, das aber waren die magische, die theologische und die metaphysische Betrachtungsweise, die bis dahin geherrscht hatten. Sie wurden nacheinander beseitigt durch die Ent- zauberung, die Entgottung und die Entwesung der Natur, wie ich ne