15 könnte.‘‘ „Naturgesetze, Gesetze im Sinne der empirischen Wissen- schaften sind keine Wesensgesetze. (Idealgesetze, apriorische Gesetze), empirische Notwendigkeit ist keine Wesensnotwendigkeit.‘‘ 28 Ein Logiker, der unter den Neueren mit am frühesten sich gegen den Aberglauben der „Naturgesetzlichkeit‘““ aufgelehnt und die ganze „Statistische Gesetzmäßigkeit‘“, die jetzt die Naturforscher entdeckt haben, vorweggenommen. hat, indem er alle „Gewißheit‘“ auf Wahr- scheinlichkeit zurückführte und dafür ein breitangelegtes System geschaffen hat, ist der in Deutschland wenig bekannte W. St. Jevons, der schon 1874 :schrieb?: „My strong conviction is.that before a rigourous logical scouting the Reign of Law will prove to be an un- verified hypothesis, the uniformity of Nature an ambiguous ex- pression, the certainty of one scieniific inferences to a great exient a delusion.“ Jetzt sind nun auch die Naturforscher selbst zu dieser selbstverständ- lichen Einsicht in den beschränkten Geltungswert ihrer „Gesetze“ gelangt. Ein Naturgesetz besagt nach H. Poincare: „Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist es wahrscheinlich, daß dieses Ereignis ungefähr eintritt.‘‘%® Nach F. Exner sind Naturgesetze „nichts anderes als der Ausdruck für das wahrscheinlichste, durchschnittliche Resultat zahlreicher mikrokosmischer Vorgänge‘“%. Nernst® spricht von einer „logischen Überbeanspruchung der Naturgesetze‘“ und meint, „daß alle unsere Naturgesetze wesentlich statistischen Cha- rakters‘“ sind und „nur befriedigend genaue statistische Mittelwerte liefern‘. Hans Reichenbach erklärts: „Es ist nicht so, daß wir strenge Gesetze unmittelbar in der Natur finden; vielmehr ist jede einzelne Naturaussage nur mit einer beschränkten Genauigkeit, also nur mit einem Wahrscheinlichkeitsanspruch zu machen...; der ap- proximative Charakter aller Naturerkenntnis wird also ın den Vorder- EEE EN 28 E, Husserl, Logische Untersuchungen. 12%, S. 62, ı48L., 240, 290. %® W. St. Jevons, The Principles of Science. Ed. 1900. pag. XL. 30 H, Poincar6, Der Wert der Wissenschaft. 3. Aufl. 192%. S. 189. 4 FF, Exner, Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Natur- vissenschaften. 1919. S. 691. 3 W, Nernst, Gültigkeitsbereich der Naturgesetze. 1921. 3 Hans Reichenbach, Das Kausalproblem in der gegenwärtigen Physik in ler „Zeitschrift für angewandte Chemie‘. Bd. 42. 1929.