164 logistische Standpunkt Diltheys tritt mit besonderer Deutlichkeit zutage in der grundlegenden „Einleitung“, aus deren zweiter Auflage ich folgende Sätze anführen will: Die großen Kulturgebiete Sprache, Kunst, Religion usw. sind „zusammengeballte Nebel, die den Blick hindern, zum Wirklichen zu dringen und die sich doch nicht greifen lassen‘. Sie „verschleiern die Wirklichkeit des geschichtlich-gesell- schaftlichen Lebens, die Wechselwirkung (!) der psychophysischen Lebensinhalte... Ich möchte diese Wirklichkeit sehen lehren... und diese Nebel und Phantome verscheuchen.‘‘ (S. 42.) „Diese konstanten Gebilde... entspringen (1)... aus dauernden Beziehungen der Indi- viduen.‘““ (43.) „Die Tatsachen, welche die Systeme der Kultur bilden, können nur (!) vermittels der Tatsachen, welche die psycho- logische Analyse erkennt, studiert werden. Die Begriffe und Sätze, welche die Grundlage der Erkenntnis dieser Systeme ausmachen, stehen in einem Verhältnis von Abhängigkeit zu den Begriffen und Sätzen, welche die Psychologie entwickelt.“ (46.) Den Wissenschaften von den äußeren Organisationen liegen „Begriffe von psychischen und psychophysischen Tatsachen und Sätze über sie zugrunde, welche denen entsprechen, nach denen die Wissenschaft von den Systemen Jer Kultur gegründet sind. Gemeingefühl, Gefühl des Fürsichseins..., Herrschaft, Abhängigkeit, Freiheit, Zwang [wohlverstanden: alle durchaus psychologisch gefaßt! W. S.]: das sind solche psychische und psychophysische Tatsachen zweiter Ordnung, deren Erkenntnis in Begriffen und Sätzen dem Studium der äußeren Organisation der Gesellschaft zugrunde liegt.“ „Alle Verbandsverhältnisse sind, psychologisch angesehen, aus ihnen — den psychischen Tatsachen von Gemeinschaft usw.- — zusammengesetzt.‘ (!) (68.) „In bezug auf die Geisteswissenschaften ... zeigte sich uns, daß psychische und psychophysische Tatsachen die Grundlage der Theorie nicht nur vom Individuum, sondern ebenso von den Systemen der Kultur sowie von der äußeren Organisation der Gesellschaft bilden.‘ (!) (119.) „Die Analyse der menschlichen Gesellschaft ist der Mensch selber als lebendige Einheit gegeben und die Zergliederung dieser Lebens- ainheit bildet daher ihr fundamentales Problem.“ (375.) Dilthey erleidet in seinen späteren Jahren den Einfluß der phä- nomenologischen Philosophie, deren vielleicht größtes Verdienst es