168 Lehre weiter ausgebaut hat%, Danach werden in Gegensatz gestellt: „Naturwissenschaft und Geschichte‘ oder „nomothetische‘‘. = Ge- setzeswissenschaft und „idiographische‘‘ = beschreibende Wissen- schaft. Diese Gegenüberstellung ist nun aber, und zwar in allem Deu- tungen, die man ihr gegeben hat, falsch. „Naturwissenschaft und Geschichte“ bilden überhaupt keinen sinn- vollen Gegensatz. Es muß doch wohl immer heißen: Naturwissen- schaft und Geschichtswissenschaft oder: wenn man die auf die Ge- schichte anzuwendende Forschungsweise durch das Wort „Wissen- schaft“ nicht vorher bestimmen will: Lehre von der Natur und Lehre von der Geschichte (Kultur). Daß diese Gegenüberstellung oder Entgegenseizung an sich einen großen Vorteil bedeutete, habe ich bereits bemerkt. Aber der Sinn, den man dem Gegensatze gab, war wiederum falsch. Der Gegensatz wurde von Droysen gefaßt als der Gegensatz der Lehre vom „All- gemeinen‘ und der Lehre vom „Individuellen‘“. Falsch. Denn es gibt sowohl in der Naturbetrachtung wie in der Kulturbetrachtung die beiden Möglichkeiten, das „Allgemeine‘“ wie das „Individuelle“ zu erforschen. Der Nationalökonom, der von dem Bankwesen spricht, behandelt das Allgemeine und der Astronom, der die Protuberanzen der Sonne beobachtet, oder der Geograph, der die Ausbrüche des Vesuvs beschreibt, das Individuelle. Daß wir von „Wissenschaft‘“ im strengen Sinne immer nur sprechen sollten, wenn wir das Allgemeine zum Gegenstande unserer Betrachtungen machen, scheint mir zweckmäßig. Denn es bleibt doch wohl dabei, daß Aristoteles recht hat mit seinem Wort: „nulla scientia nisi de universalibus.“ Von den „Südwestdeutschen“ ist dann der Gegensatz aufgestellt worden von nomothetischer und idiographischer Forschungs- weise. Faßt man den Gegensatz so, daß die eine Forschungsweise die der Naturwissenschaften, die andere die der Kulturwissenschaften ab- geben soll, so ist auch diese Gegenüberstellung offensichtlich falsch. 5 Siehe die in Anm. 20 u, 27 genannten Schritten.