177 Erst wenn eine gemeinsame Idee der Produktion und Verteilung selbst in noch so primitiver. Form vorhanden ist, kann der einzelne daran teilnehmen; erst wenn ein gemeinsames Werten in einem Gute (dem Gelde) stattfindet, kann der einzelne eine Tauschhandlung vor- nehmen und gleichsam eintreten in diesen von der Gesellschaft, ge- bildeten Kreis. Daher die Unmöglichkeit des wirtschaftlichen Ver- kehrs zwischen Menschen, die sich nicht verstehen, die nichts Gemein- sames verbindet. Max Adler*% spricht sogar von einer besonderen Form des Bewußtseins, vermöge dessen jedes Einzelich sich unmittel- bar in allen seinen geistigen Betätigungen nur als Exemplar einer Gattung erlebt, also unmittelbar ausgerichtet ist auf artgleiches Bewußtsein der Nebenmenschen. Aus der sozialen Natur der Nationalökonomie folgt, daß die oft gemachte Unterscheidung zwischen „natürlichen“ und „sozialen“ Kategorien in unserer Wissenschaft falsch ist. Darum hat es ‚vor Jahren einmal einen erbitterten Streit gegeben, der heute aber wohl — ich hoffe es wenigstens — dahin entschieden ist, daß jede Kate- gorie der Nationalökonomie eine sozialwissenschaftliche ist, auch wenn es manchmal nicht den Anschein hat. Aus der sozialen Natur der Nationalökonomie folgt aber ferner, daß es ebenfalls falsch ist, diese in einen Gegensatz zur Soziologie zu stellen oder von „ökonomischen“ und „soziologischen‘“ Richtungen oder Einstellungen in der Nationalökonomie zu reden. National- ökcnomie ist vielmehr Soziologie, das heißt eine Wissenschaft vom menschlichen Zusammenleben. Es gibt in unserer Wissenschaft auch nicht einmal ein Sachgebiet des „Ökonomischen‘‘, das man ohne Be- ziehung auf das Gesellschaftliche behandeln könnte, wie etwa das Sachgebiet der Religion, der Kunst, der Wissenschaft. Diese Ideen können ohne Verwirklichung in der Gesellschaft wenigstens gedacht 6% Max Adler, Marxistische Probleme. 1913. S. 315. Vgl. desselben Kau- salität und. Teleologie. S. 373 u. ö., und A. Labriola, I valore dell’ economia politica. 1912. Cap. Hl. 65 Siehe z. B. die Polemik zwischen H. Dietzel und R. Stolzmann. H. Dietzel, Theoretische Sozialökonomik. 1895; derselbe, Art. Selbstinteresse und Methodenstreit im Handwörterbuch der Staatswiss. 3. Aufl. R. Stolzmann, Die soziale Kategorie in der Volkswirtschaft. 1896; derselhe, Der Zweck in der Volkswirtschaft. 1907. Sombart, Die drei Nationalökonomien