189 anknüpfen: Gemeinschaft und Gesellschaft, deren sich aber auch die Nationalökonomie mit Nutzen bedienen kann. Es geschieht aber auch bei zwei in unserem Jahrhundert heraus- gebildeten Leitideen, die mit ganz besonderer Vorliebe in unserer Wissenschaft Verwendung finden: der Idee der Tauschgesell- schaft und der der Volkswirtschaft. Jene veranlaßt uns, uns die menschliche Wirtschaft vorzustellen ’als eine amorphe, nur durch Vertragschließung auf dem Markte zusammengehaltene Summe von Individuen, als nur äußere Einheit; diese dagegen, die Idee der Volks- wirtschaft, läßt eine als lebendige Einheit gedachte wirtschaftende Volksgemeinschaft vor unserem geistigen Auge erstehen, lehrt uns alle Teilvorgänge des Wirtschaftslebens immer nur als Äußerungen eines gleichsam lebendigen Körpers, der von einem Gesamtgeiste er- füllt ist, ansehen, fordert uns auf, alle Einzelerscheinungen stets auf das Ganze auszurichten, von dem allein sie ihre Bedeutung und ihren Sinn empfangen. Ich habe oben bereits kurz darauf hingewiesen ”?, daß diese beiden Ideen sich als gestaltende Ideen der Nationalökonomie nicht eignen, daß sie diese vielmehr voraussetzen. Dessen wollen wir an dieser Stelle noch einmal recht lebendig inne werden. Die Idee der Tausch- gesellschaft ist von vornherein auf ganz bestimmte Wirtschafts- systeme — die Systeme mit Verkehrswirtschaft, deren es mehrere gibt — zugeschnitten: die Idee des Wirtschaftssystems schwingt also bei der Benutzung dieser Arbeitsidee von selbst immer mit. Nicht dasselbe ist der Fall bei der Idee der Volkswirtschaft: hier müssen wir uns vielmehr immer erst durch einen bewußten Aktus den Cha- rakter des Wirtschaftssystems hinzudenken, das wir unter dem Ge- sichtspunkt der Volkswirtschaft betrachten wollen. Offenbar gibt es eine kapitalistische und eine sozialistische Volkswirtschaft. Erst wenn wir wissen, welche wir meinen, können wir sachgemäß irgendwelche Probleme behandeln. Man nehme etwa das Problem der produktiven Kräfte, das ein spezifisch „volkswirtschaftliches‘‘ ist: es gewinnt ganz einen anderen Sinn, ob ich die produktiven Kräfte innerhalb dieses m 7? Ausführlich in meiner „Ordnung des Wirtschaftslebens‘. S, 6.