CM lich und tröstlich, zu sehen, daß die Besten aller Zeiten das Richtige erkannt haben. Ehe ich dazu übergehe, die verschiedenen Arten des Verstehens zu beschreiben, will ich noch einiger anderer Erkenntnisweisen ge- denken, die häufig mit der des Verstehens verwechselt werden. Die scharfe Absonderung dieser scheinbar verwandten Erkenntnisarten wird dazu beitragen, die Besonderheit des Verstehens noch deutlicher sichtbar zu machen. Da ist ı. der Behaviorismus*, ein amerikanisches Gewächs der jüng- sten Vergangenheit, den man der Methode des Verstehens zur Seite stellt, Sehr mit Unrecht. Er ist cher das Gegenteil. Der Behaviorismus besteht bekanntlich darin, daß man das „Verhalten‘“ von Personen in Gesten, „Handlungsmustern“ (Patterns), Attitüden, Symbolen a. del. feststellt, nun aber nicht, um aus diesen Feststellungen auf „Geistiges“ zu schließen, das heißt: mit ihrer Hilfe zu „verstehen“, sondern ausschließlich, um diese festgestellten Tatsachen zu „ord- nen“, womöglich um danach „Gesetze“ aufzufinden. Es ist also las uns wohlbekannte, typisch naturwissenschaftliche Verfahren, das den Behaviorismus ausmacht. Mit dem Verstehen hat er nichts zu tun. Es gibt ernsthafte Forscher, die der Erkenntnisart des Verstehens Mißtrauen entgegenbringen, weil sie sie mit . 2. Intuition gleichsetzen. In einer neuen Schrift®? sind in urteils- voller Weise die Bedenken zusammengestellt, die man gegen die ver- stehende Erkenntnis geltend zu machen hat. „Von einer Erkenntnis ist bei diesem intuitiven ‚Verstehen‘ nicht die Rede, nicht nur weil dieser Vergegenwärtigung die Form der Allgemeingültigkeit fehlt, sondern mehr noch, weil ihr die Einsicht in die sachlichen Grund- lagen ihrer Befriedigung abgeht...‘ Das Verstehen, das übrigens unser Autor nur in der Form des psychologischen oder Seel-Verstehens kennt (siehe darüber den fol- venden Unterabschnitt) leiste zwar „praktisch als Menschenerkennt- 81 Das „klassische‘‘ Werk des Behaviorism ist J. B. Watson, Behavior: An (ntroduction to Comparative Psychology. 1914. Einen guten Überblick über diese Richtung gibt A, Walther, Soziologie und Sozialwissenschaften in Amerika. 1927: 8 W; Switalski, Deuten und Erkennen. 1928. Siehe daselbst S. ar. 27.