216 sich vielmehr fortigesetzte Wechselwirkungen zwischen den Tatsachen seiner Wirtschaft und jenen aller übrigen mit ihm mittelbar oder un- mittelbar verbundenen Wirtschaften... Diese zeitlich und räumlich andauernde Verbindung der Wirtschaftseinheiten ... geht aus den Tatsachen und aus den Interessen der Menschen von selbst, unbewußt. hervor. Sie wird daher auch nicht als Organisation, sondern als Organismus bezeichnet. In der Regel ist der der Betrachtung zu- grunde gelegte Organismus der eines ganzen Volkes, das staatlich organisiert ist und durch Überlieferung, Geschichte und Kulturent- wicklung auch das Bewußtsein der Einheit besitzt. Das in Zeit und Raum zusammenhängende, wirtschaftliche Leben der Glieder eines Volkes bezeichnen wir dann, wenn wir es als selbständige Einheit, d. h. in dem erwähnten Sinne als Organismus der durch den Verkehr miteinander verknüpften Wirtschaftseinheiten des Volkes betrachten, als Volkswirtschaft.“ C. Menger bezeichnet die Volkswirtschaft als ein „Kollektivphä- nomen‘‘, v. Gottl als „Umgebilde‘“, beide halten sie also doch wohl für ein reales „Ganze“. A. Schäffle dagegen bestimmt die Volkswirtschaft als ein ab- gegrenzt gegen andere gleichartige Ganze gedachtes „gesellschaft- liches System menschlicher Wirtschaft“ und B. Harms?®? definiert wie folgt: „Volkswirtschaft ist der gesamte Inbegriff der durch Ver- kehrsfreiheit und die technischen Verkehrsverhältnisse ermöglichten, sowie durch einheitliche Rechtssetzung geregelten und durch wirt- schaftspolitische Maßnahmen geförderten Beziehungen und deren Wechselwirkungen zwischen den Einzelwirtschaften eines staatlich verbundenen Volkes.“ Wie sollen wir uns entscheiden? Ist die „Volkswirtschaft‘, das heißt doch also wohl die in den Grenzen eines Staates sich abspielende Wirtschaft ein Stil- oder nur ein Beziehungszusammenhang? Um ein Stilzusammenhang, also eine Realität zu sein, müßte sie eine die einzelnen Wirtschaften bestimmende Einheit sein. Das ist sie nun in mannigfacher Hinsicht in der Tat. Dank der Wirksamkeit ® B. Harms, Volkswirtschaft und Weltwirtschaft (1912). S. 100.