225 eine göttliche Fügung wirksam denken, der schlechten, wenn wir uns dem naturhaften Determinismus verschreiben. Aber wir wollen doch Wissenschaft, wenn auch Kulturwissenschaft treiben, und da müssen wir uns schon dazu bequemen, die eben von mir entwickelten Ansichten für richtig zu halten: Ursachen, auf die‘ wir Kultür- geschehen zurückführen, sind ausschließlich menschliche Motive. Alles andere, vor allem alle Naturtatsachen, können nur als Anlaß oder Bedingung in Rücksicht gezogen werden. Wie man trotz dieser Annahme der Willensfreiheit auch im Bereiche der menschlichen Kultur gewisse Regelmäßigkeiten feststellen kann, werde ich im fünfzehnten Kapitel zu zeigen versuchen. Unter einem Motiv wollen wir verstehen: den Inbegriff alles See- lisch-Geistigen, das menschliches Handeln bewirkt. Damit ist :ge- sagt, daß bei der Aktkausalität, wie man die seelische Kausalität auch nennen kann, „Geistiges“ als notwendiger Bestandteil in den Kausalzusammenhang eingeht: derjenige Umstand, der diese Art der Kausalität von der mechanischen äußeren oder Stoßkausalität am deutlichsten unterscheidet. Menschliches Handeln ist also immer aus- gerichtet auf Sinnzusammenhänge, die dem Handelnden selbst oder dem Beobachter als sinnhafter „Grund“ erscheinen. Motive können sehr mannigfacher Art sein. Es lassen sich folgende Gegensatzpaare des Handelns unterscheiden: :. autonomes — heteronomes Handeln; heteronom ist. alles Han- deln unter fremdem Willen: etwa des Arbeiters in einer kapi- talistischen Unternehmung; 2. traditionales — rationales Handeln: 3. wertrationales — zweckrationales Handeln; das zweckrationale Handeln wiederum kann Zwecken niederen oder höheren Grades dienen: der Unternehmer kann produzieren: um Sach- züter herzustellen, um dadurch Geld zu verdienen, um durch das verdiente Geld diesen oder jenen Zweck zu erreichen. Kausalgenetisch einen Kulturvorgang erklären. heißt: ihn einem bestimmten Motiv als seinem zureichenden Grunde zuordnen. Diese Feststellungen mußten gemacht werden, um die Frage, die uns am Herzen liegt, zu beantworten: Können wir auch Seelen- Sombart, Die drei Nationälökonomien 35