324 3. Die Wirtschaftskunstlehre Alle großen Wissensgebiete, auf denen „praktische‘“ Kenntnisse, „nützliche‘“‘ Einsichten im Sinne Bacons, im Leben und im Beruf „verwertbares‘‘ Wissen gewonnen werden sollen, haben neben den Wissenschaften ihres Faches Kunstlehren ausgebildet. So bestehen die Theologie, die Jurisprudenz, die Medizin im wesentlichen aus solchen Kunstlehren, während im Bereiche der Naturlehre sich der gewaltige Wissenskomplex der Technologie als ein Insgesamt von Kunstlehren von den Naturwissenschaften abgesondert hat, das schon durch den Sammelnamen sich als das zu erkennen gibt, was es seinem Wesen nach ist: Technologie heißt ja auf deutsch Kunst- lehre?, Unter Kunstlehre verstehen wir aber die Lehre von den Mitteln, die dazu dienen sollen, einen bestimmten praktischen Zweck zu ver- wirklichen. Die Kunstlehre unterscheidet sich, obwohl-sie auch mit dem Namen einer „Normwissenschaft‘“. fälschlich belegt wird, von jeder „normativen‘“ (philosophischen) Disziplin dadurch, daß sie nicht die Normen selbst, das heißt die Zwecke, sondern nur die Mittel, die zu deren Verwirklichung dienen, in den Kreis ihrer Erörterung zieht: die Zwecke selbst sind ihr gesetzt. Sie fällt deshalb auch keine „Werturteile‘‘, außer den „technologischen‘‘, die über Eignung von Mitteln für bestimmte Zwecke aussagen. Darin also gleicht sie der Wissenschaft. Von dieser unterscheidet sie die Fragestellung. Wäh- rend die Wissenschaft das erforscht, was ist, will die Kunstlehre das erkunden, was getan werden muß, wenn ein bestimmter Zweck verwirklicht werden soll. Jene also vermittelt, wenn man sich dieser zefährlichen Ausdrücke bedienen will: theoretisches, diese praklisches Wissen. Unsere westlichen Nachbarn haben diesen Gegensatz von Wissenschaft und Kunstlehre, gerade mit Bezug auf die Lehre von der Wirtschaft, schärfer herausgearbeitet als wir und haben ihn auch durch die Namengebung deutlicher erkennbar gemacht: sie nennen den einen Wissenszweig science, den anderen art und bestimmen diese beiden Begriffe wie folgt: 25 Man sollte das Wort „Logie‘“ nicht mit „Wissenschaft“ übersetzen, wie es jetzt wieder Heidegger tut. Das präjudiziert seine Bedeutung, Richtig ist die Übersetzung durch „Lehre“.