30 sicherung durchaus möglich, ja auch sozialpolitisch notwendig. Ein großes Interesse, nicht zuletzt auch der Gesamtarbeiterschaft, an der Gesundung der Arbeitslosenversicherung, des Reichshaushalts wie der Wirtschaft ist, neben anderen Erwägungen, einigen besonders interessierten Arbeitnehmergruppen geopfert worden, die bei einer stärkeren Durchführung nicht einseitig solche Vorteile aus der Arbeitslosenversicherung ziehen könnten, wie sie es gegenwärtig tun. Man wird die Arbeitslosenversicherung aber auch im Ver— hältnis zur gemeindlichen Wohlfahrtspflege in ihrer Leistung und Verwaltung einer eingehenden Prüfung unterziehen müssen. Es ist in der Tat für die Gemeinden schwer zu tragen, wie die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen und Fürsorgearbeiter weiter wächst. Dies führt zu der noch kaum je kräftig angefaßten Frage, ob die Zuwanderung in die Großstädte weiterhin so ungehemmt vor sich gehen kann, wie es bisher der Fall ist. Die Fürsorgepflichtverordnung, nach der die endgültige Fürsorge— pflicht reichsrechtlich dem Fürsorgeverband obliegt, in dessen Bezirk der Hilfsbedürftige bei Eintritt der Hilfsbedürftigkeit den Auf— enthalt hatte, wie auch das Arbeitslosenversicherungsgesetz schaffen keine genügenden Hemmungen gegenüber einem Zuwanderungs⸗ drang, der von jedem Standpunkt aus, dem der Zuzugsgemeinde und der in ihr Arbeitenden, dem des Zuwandernden wie dem des Landes, immer bedenklicher wird. Man hat sich örtlich dadurch zu helfen gesucht, daß man für die noch nicht längere Zeit ansässigen Erwerbslosen geringere Unterstützungssätze vorsah oder für gemeind— liche Arbeiten nur ansässige Arbeiter einstellen ließ, eine Vorschrift, deren ausnahmslose Durchführung aber wohl auch Einwendungen finden würde. Jedenfalls aber ist der gegenwärtige Zustand un— erträglich, und es scheint mir nicht möglich, zu warten, bis etwa die wirtschaftliche Entwicklung selbst Abhilfe bringt. Die Frage ist um so wichtiger, als sie aufs stärkste auch die Fragen einer wirtschaftlich und politisch ge sunden Bevöl— kerungsverteilung berührt. Wir haben von Ost⸗ preußen und dem Osten überhaupt immer schon eine starke Ab⸗ wanderung nach den westlicheren Teilen des Reiches gehabt. Diese Abwanderung aber ist nun bedenklich gestiegen. Man kann freilich die Bevölkerung wirksam auf dem Lande nur zurückhalten, wenn