Politische Wirren 17 Ausdruck dieser Unruhe, die sich nur durch weitgehendste Zuge- ständnisse sozialpolitischer Art, zum Teil unter Aufopferung des rein. wirtschaftlichen Staatsinteresses (wie neuerdings durch die Sub- ventionen an den Bergbau) einigermaßen dämpfen ließ.) Dazu kamen in der ganzen Welt politische Ereignisse weittragender Art, die sich vielleicht als Nachwehen des größten aller Kriege bezeich- nen lassen, aber selbst heute noch nicht verloschen sind. Es gehört hierhin: der Abfall Irlands (bzw. des heutigen irischen Freistaats), die Besetzung des Ruhrgebietes als überraschende und willkürliche Erweiterung der „Friedensverträge‘“ mit der zeitweiligen Lahm- legung des bedeutendsten Teils der deutschen (sprich: mitteleuro- päischen) Industrie, die Wirren im nahen Osten und die Auseinan- dersetzung zwischen Türkei und Griechenland, die Revolution in Mexiko, in der augenblicklichen Gegenwart: der Krieg in Marokko und die Revolution in China. Es ist kaum nötig auszuführen, wie außerordentlich erschwerend direkt und indirekt diese Wirren politischer Art auf das weltwirt- schaftliche Leben gewirkt haben und weiter wirken. Erinnert sei an die Verluste an Arbeitstagen, also an Produktivität innerhalb des volkswirtschaftlichen Jahresablaufs, durch Streiks und Aussper- rungen ??), an die Abschreckung der Ausfuhr nach den beunruhigten Gebieten — was ganz besonders heute bezüglich der Ausfuhr nach dem fernen Osten zu konstatieren ist?) — und an die andauernde Unsicherheit des Welthandels auf lange Sicht, solange mit einem immer erneuten Aufflackern kriegerischer oder revolutionärer Er- eignisse hier und dort gerechnet werden muß. Die mangelnde innere und außenpolitische Pazifizierung der Welt ist eine der schwer- 18) Auch Lloyd George erklärt in dem oben zitierten Buch von Mrs. Fisher: „In unserem Lande wurde unsere Aufmerksamkeit durch Jähmende Arbeitsstreitigkeiten von einer bisher in der Geschichte nicht dagewesenen Größe und durch die ernsten Verhältnisse in Irland ab- gelenkt.“ 19) Nach den Mitteilungen der Vereinigung deutscher Arbeitgeber- verbände (Geschäftsbericht 1923/24, S. 38) betrug die „Rechnungsziffer“ {d. h. Streikende oder Ausgesperrte mal Dauer der Bewegungen in Ta- gen) im Jahresdurchschnitt 1899—1913 ca. 8 Millionen, dagegen im Jahre 1920 54 Millionen, 1921 30 Millionen. 20) Vgl. Survey of Overseas Markets. S. 8. Levy, Weltmarkt