bildete den Höhepunkt abessinischer Geschichte. Er unter— warf die Gallas und verknüpfte die einzelnen Landesteile so fest miteinander, daß unter ihm Athiopien das wurde, was es heute ist: eine Nation, mit der Europa zu rechnen hat. Italien mußte das im Jahre 1896 erfahren. Ein mit Menelik als Ausfluß seiner gegen John gerichteten Intrigen ge— schlossener Vertrag wurde von Italien als das Recht auf ein Protektorat über Athiopien ausgelegt. Menelik widerstand mit Waffengewalt. Er stieß auf die Italiener bei Adua und errang in einer regelrechten Schlacht einen vollständigen und überraschenden Sieg. Während der Regierung Meneliks wurde das Land für fremde Gesandtschaften geöffnet und die Eisenbahn von Oschibuti nach Abessinien gebaut. Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren Freundschafts— verträge mit Großbritannien, Frankreich und Italien ge— schlossen worden, und diese Länder hatten jedes für sich Handelsbeziehungen angeknüpft, aber die Verträge hatten nicht viel zu bedeuten, bis sie unter Menelik erneuert und bestätigt wurden. Abessiniens mächtigster Herrscher hat immer und in allen Dingen Größe bewiesen. Sein Einfluß auf die Bevölkerung grenzte ans Wunderbare. Die Liebe und abgöttische Ver— ehrung, die sie für ihn empfand, sind noch heute lebendig. Noch jetzt werden die abessinischen Eide geschworen „Bei Menelik“, „Bei dem Leben Meneliks“, obwohl der Herrscher schon 1913 gestorben ist und während der letzten Jahre vor seinem Tode am öffentlichen Leben keinen Anteil mehr ge— nommen hatte. Seit er 1908 vom Schlage gerührt wurde, lag die gesamte Macht in den Händen seiner starken und rücksichtslosen Gemahlin Taitu, bis sie von einem Rat der Teilfürsten übernommen wurde. Jahre hindurch wurde die 20