angeboten werden aber auch billige Artikel europäischer Her— kunft. Auf den Nahrungsmittelständen bemerkte ich Gescho, ein ähnlich wie Hopfen wirkendes Produkt, das beim Brauen von Talla, dem abessinischen Bier, gebraucht wird, ferner sah ich viel Schumbura, der wie Spinat aussieht, aber einen bitteren Geschmack hat, und der eine ebenso wichtige Markt— ware darstellt wie der Teff, eine zu den Gräsern gehörende Pflanze, die das Mehl liefert, aus dem die flachen Brote ge— backen werden. Kartoffeln sind nirgends zu haben; die wenigen in Abessinien gezogenen sind so teuer wie Treib— hausdelikatessen in anderen Ländern; sie werden mühsam von einem Franzosen oder einem Ungarn für den Verkauf an die in Addis Abeba wohnenden Europäer angebaut. Man findet auf dem Marktplatz manche für Äthiopien charakteristische Erzeugnisse, die der Börse des Fremden ge— fährlich werden. Wenn man indessen auf der Suche ist nach Schätzen, wie zum Beispiel nach den alten, in hölzerne Ein— banddecken gebundenen und in Ledertaschen getragenen Geez-⸗Manuskripten, so darf man sich nicht den öffentlichen Verkaufsstellen zuwenden. Auch meine kostbaren Seiden— malereien von der Hand des einzigen abessinischen Künstlers Ato Belatschehou habe ich nicht im Basar erstanden. Ich hörte, daß man auch Gegenstände kirchlicher Kunst nur auf privatem Wege bei einflußreichen Personen erwerben könne. Es gibt gelegentlich Priester, deren Gewissen ebenso leicht ist wie ihre Börse, und diese pflegen als Zwischenhändler für gewisse Artikel aufzutreten, an welchen sie zwar kein persön— liches Besitzrecht haben, die ihnen aber auf Grund ihrer Stellung eher zugänglich sind als anderen. Als Gast der deutschen Gesandtschaft befand ich mich in nächster Nachbarschaft der italienischen, dagegen mehrere 18