machen müssen und wären ruiniert gewesen.“ Wir revanchier⸗ ten uns natürlich, denn das entspricht der Sitte und auch der Erwartung des Gebers. Aber da wir keine anderen Ge— schenke zur Hand hatten, mußten wir Geld schicken. Zahn erklärte uns, daß er manchmal von dieser ihm be— kannten Landessitte, wonach eine Person von Rang ver— pflichtet ist, ein Geschenk im doppelten Wert zu erwidern, profitiert habe. So zum Beispiel habe er sich, als er einmal keinen Käufer für ein ihm gehöriges Haus finden konnte, ausgedacht, es dem Negus zu schenken, dessen Annahme seines Geschenkes ihm eine bedeutende Besitzvermehrung ein— getragen habe. Ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht, Zahn erzählte sie jedenfalls sehr amüsant und fügte noch eine Anekdote hinzu, die beweist, daß ein solches Verfahren üblich ist, manchmal aber auch zurückgewiesen wird. „Einmal schickte ich dem Außenminister eine Kiste mit Sekt. Das Geschenk wurde zurückgeschickt mit dem Bemerken: „Wenn Sie sich begnügt hätten, mir zwei Flaschen zu senden, hätte ich sie mit Vergnügen angenommen, ein Dutzend ist mir zuviel.“ Die Tage waren sehr heiß, aber mit der Dunkelheit kam die Kühle, und so saßen wir jeden Abend um unser Lager— feuer herum. Hakims Erzählungen bildeten unsere Haupt— unterhaltung. Er erzählte alte Schauspieler-Erinnerungen, wie er einen Abend Komödie und den anderen Tragödie gespielt habe, immer mit dem gleichkn Eifer und der gleichen Geschicklichkeit. Weiter erzählte er uns von entwichenen Ge— fangenen, die sich zu Trupps zusammengeschlossen und Zu— flucht in den Wäldern unweit von Addis Abeba gefunden und ihre Zeit damit verbracht hätten, Elefantenjäger-Kara— wanen auszuplündern und das geraubte Elfenbein an 58