„Diese Erde hier war jahrelang unser Kampfplatz. Sie ist getränkt mit Blut, mit unserem und mit dem unserer Feinde. Wir lieben diese Stätte. Ich möchte, daß mein Stamm sich hier in ihrer Nähe niederläßt.“ Neitzel lehnte das Ansuchen mit unerschütterlicher Festig— keit ab. Gerade die von Buro-Rowio vorgebrachte Be— gründung wird ihm klar gezeigt haben, daß es eine Torheit sein würde, seinem Wunsche zu entsprechen; wenn es über— haupt noch eines überzeugenden Grundes bedurft hätte. Zu mir sagte er: „Wenn ich ihnen erlaube, zu kommen, so werden andere Stämme folgen und meine Tage bald gezählt sein. Der Boden, den Buro-Rowio so sehr liebt, würde von neuem mit Blut getränkt werden.“ „Auch mit dem Ihrigen vielleicht?“ bemerkte ich. Aber er teilte diese Befürchtung nicht. Es wurde noch viel geredet und getrunken, bevor der Bittsteller sich mit dem negativen Entscheid abgefunden hatte. Die von Neitzel als Geschenk überlassenen Baum—⸗ wollstreifen schienen ausreichender Trost für den teilweisen Mißerfolg zu sein. Hinterher legte ich mit Alberts Hilfe dem Häuptling einige Fragen über Sitten und Gebräuche seines Stammes vor. Ich erfuhr von ihm, daß die Karayu-Galla keinerlei Hand— werk treiben. Ihre Schwerter werden von den ihnen freund— lich gesinnten Arussi-Galla im Norden angefertigt. Poly— gamie ist erlaubt, doch hängt die Zahl der Weiber ab vom Vermögen des Mannes: auf je hundert Köpfe seines Vieh— bestandes darf er sich eine Frau nehmen. Aber „vVieh“ ist ein sehr dehnbarer Begriff, er umfaßt das ganze lebende Inventar, sogar die Hunde. Buro-Rowio erzählte mir, daß sein Stamm zur Zeit arm sei. Eine Epidemie habe kürzlich 75