Barentu ist ein Dorf mit etwa hundert Einwohnern in und um seinen Basar herum. Der Gouvernementsposten ist viel kleiner als der von Agordat und liegt in den tüchtigen Händen des Kapitäns Salvatore. Bei ihm traf ich auch den Provinzkommissar, Oberst Pizzolati, wieder, der mit seinen italienischen Besuchern im Auto von Agordat herüber— gekommen war. Der mit ihnen verbrachte Abend wird mir lange in Erinnerung bleiben. Es waren Stunden, die ganz einer mit Heimatsehnsucht erfüllten Musik gewidmet waren. Der Kapitän, ein Florentiner, spielte die Gitarre, der Arzt sang mit seinem schönen tiefen Bariton Lieder, die ihn im Geiste nach Rom versetzten, die Signora und ihr Gatte tanz— ten eine Tarantella und ließen die Nachtluft von neapoli— tanischen Volksliedern vibrieren. Ich hatte noch eine andere Berührung mit Europa oder, besser gesagt, mit Europäern im Exil, bevor wir unsere Reise durch den Cunamadistrikt nach Om Aggar antraten. In Culluca, vierzig Kilometer von Barentu entfernt, befindet sich eine Mission, die bereits vor der italienischen Okkupation Erythräas gegründet war und die Erlaubnis erhalten hatte zu bleiben. Ich fuhr hinüber und ließ den Wagen am Fuß eines Hügels halten, auf dessen Höhe die Missionsgebäude standen. Oben traf ich einen Mann, der nicht nur weiß, sondern auch blond war, und redete ihn englisch an. Er antwortete italienisch. Ich versuchte es mit Französisch, und wieder überschüttete er mich mit italienischen Ausdrücken. Dann warf ich einige schwedische Worte hin, und nun ergoß sich ein Redestrom über mich. Der Mann war ganz benommen vor innerer Bewegung. Ich mußte sofort mit in sein Haus kommen, da seine Frau sich gewiß sehr freuen würde, mich zu begrüßen. Sie hätten 0