Reise, wenn sie ihren Verpflichtungen treu nachkommen würden. Später drang von ihrem Lagerfeuer das Geräusch lebhafter Unterhaltung zu mir herüber. Wie alle Abessinier sprachen diese Leute beständig, solange sie nicht schliefen, doch ist für ihre Unterhaltung die wohlklingende Stimme ebenso charakteristisch wie der ununterbrochene Redefluß. Manch— mal schritt ich nach dem Abendessen zu ihrem Lagerfeuer, das etwa hundert Meter von meinem Zelt entfernt war und erfreute mich am Anblick der ruhenden und sich unterhalten⸗ den Menschen. Der Kameltreiber, der uns jeden Morgen mit seinem Ruf zu Allah weckte, hatte eine ausgezeichnete Singstimme. Es war schade, daß ich den Text seiner Lieder nicht verstand. Waren es äthiopische Volkslieder oder waren es vielleicht nur die Ereignisse des Tages, die er in rhythmischer und melodiöser Form vortrug? Efendi folgte der üblichen Gewohnheit der Gesangsinterpreten: „Es handelt sich um einen Vogel“, oder: „Es ist von einer Frau die Rede“, sagte er, den Text der Lieder umschreibend. In den meisten Fällen war eine direkte Unterhaltung mit meinen Leuten nicht möglich. Einer der Kameltreiber ver— stand meine wenigen Suaheliworte. Adum sprach eine Art von Pidgin⸗Französisch, was ganz lustig klang und auch genügte, um mir etwas aus seinem Leben erzählen zu können. Er redete mich stets mit Du an. Er war an der französischen Somaliküste zum Dienst auf einem Segelschiff gepreßt worden und in Aden entflohen. Hier hatte er sich lange genug aufgehalten, um seine wenigen englischen Wörter zu lernen. Später war er mit einem Segelschiff nach Massaua gelangt. Von diesem Hafen aus wanderte er nach Tessenei, wo ein Bruder von ihm lebte. Adum war niemals vorher bei einem Europäer als Diener beschäftigt 1140