gewesen und hatte auch noch nie einer Karawane angehört. Infolgedessen bildeten seine Dienste bei mir eine Art Ver— such, dessen Opfer ich war. Im ganzen aber machte er sich recht gut. Er war willig und freundlich, und meine Sym— pathie für ihn wurde verstärkt durch die Tatsache, daß die meisten Leute meiner Karawane ihn ablehnten, einmal weil er ein Fremder war, dann aber auch, weil sie eifersüchtig auf seine geringere Last waren. Auch aus Efendis Leben hörte ich so manches während des Marsches. Er erzählte mir, daß er seine im Sudan ge⸗ machten Ersparnisse in Baumwolland in Erythräa angelegt habe. Infolge Mangel an Bewässerung habe er allerdings alles verloren. Er hatte sein Geld in Erythräa investiert, weil er dort nach seiner Meinung mehr Aussicht hatte als in Abessinien. „In meinem Lande ist ein Ras so schlimm wie der andere“, sagte er. „Es gibt dauernd Reibereien zwischen ihnen, und die Bevölkerung muß darunter leiden.“ Trotz dieser Reden zweifelte ich nicht an seinem Patriotismus, und ich gestattete mir keine Kritik seiner Herrscher. Er erzählte mir auch von seinen ehelichen Schwierigkeiten. Er war ver— heiratet, hatte aber aus dieser Ehe keine Kinder und möchte sich daher gern scheiden lassen, wenn das nicht so kostspielig gewesen wäre. Ganz kinderlos war er indessen nicht; in Anerkennung seiner Verdienste hatten zwei von seinen Herren ihm je eine Sklavin gegeben, die ihm Kinder geboren hatten. Ich ließ die Frage offen, ob diese Geschichte mehr zur Unterhaltung dienen sollte, oder ob er mir damit einen Backschisch nahelegen wollte. Er erzählte mir weiter, daß er durch seine Bekannten in Addis Abeba Gelegenheit gehabt hätte, Beziehungen zum geheimen Sklavenhandel anzuknüpfen, doch habe er darauf verzichtet. „Es sei ferne von mir, meine 11