man kaum machen. Sie schwanken zwischen sieben⸗ und zwei⸗ hundertundfünfzigtausend. Die erste Ziffer gibt ein Rabbiner, der vor zwanzig Jahren von der Alliance Israélite Universelle zur Unterstützung der Falaschafrage in ihr Gebiet gesandt wurde. Doch scheint die Genauigkeit seiner Schätzung unter der Schwierigkeit der Aufgabe bei den gegebenen Umständen gelitten zu haben. Leute, die jetzt unter den Falaschas tätig sind und die kleinen im Elefanten— gras versteckt liegenden Dörfer einigermaßen kennen, schätzen die in Frage kommende Bevrölkerung auf fünfzig- bis hun— derttausend Seelen. Einige Tukuls, die als Behausung für eine Familie oder eine Sippe dienen, bilden ein Dorf. Wo irgend möglich, gibt es eine Mesgid und einen Kahen, eine Synagoge und einen Priester. So abseitig haben die Falaschas viele Jahrhunderte gelebt; sie selbst betrachten fich als den Nachbarn überlegen, werden aber von diesen wiederum als minderwertig beurteilt. Die Lage der Juden ist also hier im kleinen dieselbe wie sonst in der ganzen Welt. Für meine Absicht, über die Falaschas während meines kurzen Aufenthaltes unter ihnen ein möglichst treues und klares Bild zu erhalten, war der Umstand günstig, daß ich Freunde in beiden Lagern besaß. Bei meinen Unter— haltungen mit Jaeques Faitlowitsch in Addis Abeba war ich stark beeindruckt worden von seiner Geschicklichkeit und seinem Ernst. Als Gelehrter und Idealist hatte er fünf— undzwanzig Jahre dafür gearbeitet, für sein isoliert lebendes Volk das Interesse und die Unterstützung der Juden in der übrigen Welt zu gewinnen. Er hatte versucht, den Kin— dern der Falaschas die gleiche Erziehungsmöglichkeit zu ver—⸗ mitteln, die durch christliche Missionare geschaffen wird, und 11 Norden. Abessinien 1241