Häusergruppe von nur einer Sippe bewohnt wird. So weit auch diese Dörfer auseinanderlagen, so wußten sie doch genau übereinander Bescheid. In verschiedenen Ortschaften bemerkte ich eine etwas abseits und meist auf einer Boden⸗ erhöhung gelegene Hütte. Das war die Mesgid, die Syna⸗ goge. Außerlich unterschied sie sich von einem christlichen Kirchentukul nur durch ein rotes Tongefäß auf der obersten Spitze, das die Rolle des Kreuzes einnahm. Die innere Aus— stattung indessen entsprach ganz dem jüdischen Gottesdienst. Auf dem Tische sah man das Gesetzbuch und zwei Tongefäße. Das eine davon enthielt die Asche einer roten jungen Kuh, die für die mosaische Reinigungsfeier bestimmt ist. In der anderen befand sich heiliges Wasser. In jeder Gemeinde, die eine Mesgid hat, wohnt auch ein Kahen oder Debtera. Obwohl es keine Spur von Hebräisch in der Umgangssprache der Falaschas gibt, geht das Wort „Kahen“ auf das hebräische „Cohen“ zurück. Die Bewohner von einer der Hütten waren mit Töpfer— arbeiten beschäftigt, als wir uns näherten, versteckten die Arbeit aber schleunigst bei unserem Eintritt. „Töpferei be— deutet Falascha, und Falascha Schande“, bemerkte Baur. „Eines der Dinge, die wir zu bekämpfen haben, ist die Tat— sache, daß die Leute sich taufen lassen in dem Glauben, sie könnten damit den Mühseligkeiten des Falascha-Oaseins, insbesondere aber dem unangenehmen Zwang zur Arbeit, entgehen. Außerlich sind sie Christen, inwendig bleiben sie Juden. Die älteren Leute haben kein Verständnis für uns und unser Werk. Unsere Hoffnung richtet sich auf die Jugend.“ Der Patriarch eines anderen Dorfes war ein alter Weber, der seine Arbeit verließ, um mit uns zu plaudern. Baur 165