- 18 - Die Praxis der Sozialisierung. Weisse Salbe. Die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Augenblicks, der Reifegrad unserer Produktion und der Wille des revolutionä ren Proletariats fordern gebieterisch, daß die Revolution in Deutschland bis ans Ende geführt wird, bis in. den Sozialis mus hinein. Bis in die Kreise des Bürgertums hinein wird die So- zialüerung als das Ziel der Revolution angesehen und die gegenwärtige Regierung Ebert-Scheidemann-Noske, dieselbe Regierung welche den ganzen bürgerlichen Mob mit den Junkern an der Spitze mobil macht, um das entschieden revo lutionäre Proletariat im Blute zu ertränken, nennt sich selbst mit Stolz eine sozialistische Regierung. Wenn sie auch bis her noch keine einzige Maßregel zur Verwirklichung des So zialismus getroffen hat, so klappert ihr doch, sobald sie nur den Mund auftut, wie der der Goldelse im Märchen ein gül dener Dukaten, das Blech von der Sozialisierung heraus. Aber all’ ihr Gerede von der Sozialisierung hat letzten Endes nur den Sinn, die wirkliche Vergesellschaftung der Produk tionsmittel zu hintertreiben. Wie sie sich verschworen hat, das Rentnertum der Kriegsgewinnler, das durch die Kriegs anleihen begründet ist, nicht anzutasten, so schreckt sie auch vor jedem anderen entscheidenden Eingriff in das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit zurück. Ihre Hauptautoritäten auf diesem Gebiete, Herr Hue und Herr Hilferding, haben bereits das Problem des Sozialismus verwässert zu einem Problem des Staatskapitalismus; jener in Schriften, die er während des Krieges herausgab, dieser in seiner bekannten Rede auf dem Kongreß der A.- und S.-Räte. Ihre „Sozialisierung“ soll den Kapitalisten nicht wehe tun. Gewisse Industrien, so der Kohlenbergbau, der Kalibergbau, die Elektrizitätsindustrie, sollen vom Staat übernommen wer den, die Kapitalisten sollen dafür eine bestimmte Abfindungs summe erhallen. Herr Hue insbesondere hat sich bereits sehr eingehend mit der Frage des Wertes der Kohlengruben be schäftigt, sich dabei aber unrettbar festgerannt. Er fiel glatt herein auf Rechenexempel der bürgerlichen Soldschreiber, die da erklärten, daß den Bergwerkskapitalisten die gesamten in ihrem Gebiet lagernden Kohlenschätze gehörten und nach einer bestimmten Norm bezahlt werden müssen. Das ist ein Unsinn, denn die Kohle hat an sich, wie. Luft und Wasser, überhaupt keinen Wert. Nur die Arbeitskraft, die notwendig ist, um die Kohlenschätze der Erde zu heben, macht den Wert