Ignatiusbohnen 173 Indigo gegen Lungentuberkulose verordnet. Wegen der Unterschiebung minderwertiger Ersatzmittel ist Vorsicht beim Ankauf geboten. Ignatiusbohnen (lat. Fabae St. Ignatii, frz. Pöves de Saint-Ignace, engl. St. Ignatius beans), die Samen eines auf den Philippinen wachsen den Baumes Strychnos Ignatii oder Ignatia amara, welcher dem Krähenaugenbaum (s. d.) nahe verwandt ist und mit diesem die Bitterkeit seiner Teile und die besondere Giftigkeit der Samenkörner teilt, enthalten Strychnin und Bru zin, und zwar in größerer Menge als die Krähen- augeh. Die Bohnen, die ihren Namen daher erhalten haben, daß sie zuerst von den Jesuiten medizinisch angewandt wurden, sind sehr ver schieden gestaltet, i—2 cm lang, meist stumpf dreikantig, eiförmig, an den Seiten teils konkav, teils konvex, fein gerunzelt oder glatt und stellen weise bräunlich behaart. Die Farbe ist ver schieden, grau oder bräunlich, die Substanz hornartig. Die geruchlosen, aber äußerst bitter und ekelhaft schmeckenden Samen dienen zur Bereitung von Strychnin. Ilovit, ein zum Reinigen von Bierleitungs röhren angepriesenes Präparat, besteht aus ge wöhnlichem rohen Ätznatron. Imogensulfit ist der Handelsname für ein Ge misch photographischer Entwickler mit der er forderlichen Menge Natriumsulfit. Indamine, Farbstoffe der Chinoniminreihe von der allgemeinen Formel NH .C 6 H 4 N X 6 H4.NH 2 , entstehen, wenn Paradiamine oder Paraamidophe- nole bei Anwesenheit von Monaminen oder Pheno len in saurer Lösung oxydiert werden, während in alkalischer Lösung die verwandten Indophenole gebildet werden. Die L, deren einfachster Ver treter das Phenylenblau (aus Anilin und Para- Phenylendiamin) ist, bilden grüne bis blaue Salze und sind durch große Sodabeständigkeit ausgezeichnet, werden aber von Säuren leicht zerstört und finden daher als Beizenfarbstoffe für Baumwolle nur beschränkte Anwendung. Indanthren, ein blauer Anthrazenfarbstoff, wird durch Schmelzen von Betaamidoanthra- chinon mit Kali bei 200—300 0 hergestellt, als ein blaues, in Wasser und Alkalien unlösliches, aber in alkalischer Hydrosulfitlösung lösliches Pulver und dient zum Färben von Baumwolle. Indigo (lat. Indicum, frz. und engl. Indigo), der wichtigste und echteste blaue Farbstoff, ist schon seit dem frühesten Altertum in Ostindien bekannt und bereits zur Zeit der alten Römer •uach Europa gebracht worden, wo er vielfach als ein Mineral, indischer Stein, angesehen Wurde. Tatsächlich ist er ein Erzeugnis des Pflanzenreichs und findet sich als ein Glykosid den Blättern verschiedener Papilionazeen, 'de Indigofera tinctoria, I. pseudotinc- f oria, I. a.nil, I. disperma, I. argentea und h emargfnata. Einige weitere Pflanzen, aus denen früher ebenfalls geringe Mengen I. ge wonnen wurden, wie der auch in Deutschland “©gebaute Waid, ferner der Färberknöterich (Polygonum tinctorium und chinense) u. a. kom men technisch nicht mehr in Betracht. Die In- digopflapze wird in Süd- und Mittelamerika, in Ägypten, Arabien und am Senegal, vor allem aber in Ostindien in großem Maßstabe angebaut u -ud nach der Ernte gleich an Ort und Stelle weiter verarbeitet. Der Farbstoff ist in den Blättern nicht fertig gebildet, sondern in Form eines Glykosides, Indikan, vorhanden, aus dem er durch eine Gärung in Freiheit gesetzt wer den muß. Zu dem Zwecke pa.ckt man die Pflan zen in große Bottiche oder Zisternen, beschwert sie mit Steinen und setzt sie völlig unter Wasser, worauf unter Entwicklung von Kohlensäure, Me than und anderen Gasen die Zersetzung vor sich geht. Die klar abgezogene, goldgelbe bis gelb grünliche Flüssigkeit wird nun durch Räder oder Schaufeln kräftig geschlagen, bis die Berührung mit der Luft das farblose Jndikan in Indigo blau umgewandelt hat. Der zu Boden gesunkene blaue Schlamm wird nach dem Ablassen der Flüssigkeit mit kaltem und heißem Wasser ge waschen, darauf in Zeugbeuteln oder Filter pressen teilweise entwässert und schließlich, in Würfel zerschnitten, im Schatten getrocknet. Aus 800 kg Pflanzen erhält man 1 kg Indigo mit 50—60 °/o Indigotin, Die Handelsware bildet geruch- und geschmacklose Stücke von tiefblauer Farbe, die beim Reiben einen kupferroten, me tallglänzenden Strich zeigen und sich in Wasser ohne Hinterlassung eines erdigen Bodensatzes völlig zerteilen. Guter I. soll nicht mehr als 7°/o Feuchtigkeit und 7—9% Mineralstoffe enthalten, auf Wasser schwimmen und beim Erhitzen unter Entwicklung purpurroter Dämpfe sublimieren. Er ist unlöslich in Wasser. Alkohol, Äther, fetten Ölen, verdünnten Säuren und Alkalien, wird aber durch Chlor entfärbt, durch verdünnte Salpeter säure in Isatin, durch konzentrierte in Pikrinsäure übergeführt und von konzentrierter Schwefel säure, Eisessig und Anilin gelöst. Der natür liche I. ist ein Gemisch mehrerer Verbindungen, von denen das zu 20—80 °/o, im Mittel 40—50%, vorhandene Indigotin (Indigoblau) den eigentlichen Farbstoff bildet. Daneben finden sich: das durch Äther und Alkohol extrahierbare Indigrot, das in Alkalien lösliche Indigbraun und der in Wasser, Alkohol, Säuren und Alka lien lösliche Indigleim. Der I. unterliegt zahl reichen Verfälschungen mit Stärke, Holzmehl, Berlinerblau usf., die nach den üblichen Me thoden nachgewiesen werden. Das sicherste Mittel zur Wertbestimmung ist die Ermittlung des Ge haltes an Indigotin. — Das Färben mit I. er folgt in der Weise, daß man den Farbstoff mit Hilfe reduzierender Mittel, wie Eisenvitriol und Ätzkalk, Zihkstaub und Kalkmilch oder mit schwefligsauren Salzen in das alkalilösliche In- digweiß überführt, und in die erhaltene Lösung, die sog. Küpe (Vitriol-, Zink-, Sulfitküpe), die zu färbenden Stoffe eintaucht. Durch fäulnisfähige organische Zusätze, wie Urin, Kleie, Waid her gestellte Lösungen von Indigweiß nennt man Gärungsküpe (Urinküpe). Nach etwa zweistün digem Aufenthalte in einer der genannten Lö sungen, und zwar Wolle in der Gärungsküpe, die anderen Gewebe auch in den übrigen Küpen, wird der Stoff herausgenommen und der Luft ausgesetzt, wobei er sich unter Bildung des fest auf der Faser haftenden Indigotins erst grün, dann blau färbt. Mit Indigo behandelte Stoffe erkennt man daran, daß sie von Chlor und Salpetersäure entfärbt werden, gegen Alkali aber unempfindlich sind. Von den übrigen Methoden der Indigofärberei ist vor allem die Anwendung