Myrtenöl 290 Nährmittel blonden“) und größten Stücken bestehende M. electa zu pharmazeutischen Zwecken benutzt werden, während die dunklen und verunreinigten, wenig wohlriechenden Stücke der M. in sortis technische Verwendung finden. Namentlich die letztere ist häufig durch Bdelliumharz, Kirsch gummi und Rückstände der Öldestillation ver fälscht. Der Nachweis der fremden Beimen gungen gelingt mit Hilfe der Bonastreschen Reaktion, indem der ätherische Auszug der echten M. mit Bromdampf eine violette Fär bung liefert. — Die M. wurde im Altertum zu Salbölen und zur Einbalsamierung der Leichen benutzt. Gegenwärtig dient sie zu Parfümerien, Rau cher- und Zahnpulvern, medizinisch in Form von Pulver, Tinktur (lat. Tinctura myrrhae, frz. Teinture de myrrhe, engl. Tincture of myrrh) und Extrakt (lat. Extractum myrrhae, frz. Extrait de myrrhe, engl. Extract of myrrh) innerlich wie äußerlich als ein stärkendes, fäul niswidriges und anregendes Mittel gegen Blu tungen, Schleimflüsse, schlecht heilende Wunden, Mund- und Zahnleiden. Myrtenöl (lat. Oleum myrti, frz. Essence de myrte, engl. Myrtle oil), das ätherische öl des bei uns als Topfpflanze beliebten, in Süd europa einheimischen Myrtenstrauches (Myr- tus communis), wird für Parfümeriezwecke und zur Plerstellung des Myrtols (der von 160 bis i8o° siedenden Fraktion des M.), das bei Erkrankungen der Atmungsorgane medizinische Anwendung findet, benutzt. Es hat ein spez. Gew. von 0,890—0,925, eine Drehung von -f- 8 bis —{— 28 0 und enthält u. a. Pinen, Zineol und Dipenten. Myrtenwachs (Myrikawachs, lat. Gera my- ricae, frz. Cire de myrica, engl. Myrtle wax) ist, ähnlich dem Japanwachs, kein eigentliches Wachs, sondern ein Fett, und wird aus den Gagel- oder Wachsbeeren, den erbsengroßen braun bis schwarz gesprenkelten Früchten des Wachsbaumes, Myrica cerifera, durch Aus kochen mit Wasser in Menge von ■ 10—30 % ge wonnen. Das graugrünliche, aromatisch riechende Wachs (Fett) hat einen Schmelzpunkt von 47 0 und besteht aus Palmitin, Palmitinsäure, My- ristin und Laurin. Seine Verseifungszahl liegt bei etwa 210, also ziemlich hoch, ähnlich dem Japanwachs. Verwendet wird M. als Ersatz des Bienenwachses in der Kerzenfabrikation. N. Nachtblau, ein seit 1883 bekannter Teer farbstoff, besteht aus der Chlorwasserstoff verbindung des Tolyltetramethyltriamidoalpha- naphtyldiphenylkarbinols. Das bronzeglänzende, in Wasser mit blauvioletter Farbe lösliche Pul ver wird zum Blaufärben gebeizter Baumwolle verwandt. Nachtlichte sind die bekannten kleinen Schwimmlichte, die, auf Brennöl (Rüböl) auf gesetzt,-eine kleine helle Flamme geben. Bei ihrem Gebrauch ist namentlich zu beachten, daß gut raffiniertes öl zur Verwendung kommt, da sie sonst leicht unangenehm rußen. Die be deutendste Fabrik hierin ist G. A. Glafey in Nürnberg. Eine andere Sorte N. sind die klei nen, aus Stearinmasse hergestellten Kerzen. Nadal, eines der neuen, zur Konservierung von Hackfleisch empfohlenen Präparate, besteht aus freier Benzoesäure und Natriumbenzoat. Nährmittel (Nährpräparate). Unter diesen Bezeichnungen werden seit einiger Zeit Erzeug nisse der chemischen Industrie in den Plandel gebracht, welche die Nährstoffe entweder in aufgeschlossener und daher leichtfer resorbier barer Form oder in erhöhter Konzentration ent halten. Obwohl in diesem Sinne auch die in einem besonderen Abschnitt besprochenen Kin dermehle als Nährmittel anzusprechen sind, rech net man im allgemeinen nur solche Erzeugnisse zu ihnen, welche im wesentlichen aus stickstoff haltigen Substanzen (Eiweiß, Pepton) bestehen. Die löslichen Proteinnährmittel sindhaupt- sächlich als Heilmittel oder diätetische Präpa rate zu beurteilen. Mit ihrer Darreichung be zweckt der Arzt, Kranken mit geschwächtem Verdauungsapparat die Ernährung zu erleich tern. Ihre Herstellung besteht demnach in einer Art künstlicher Verdauung, d. h. isolierte Ei weißstoffe werden mit Hilfe von Chemikalien oder durch Pepsin und andere Enzyme in eine lösliche Modifikation übergeführt. Als Aus gangsmaterial für Erzeugnisse der ersten Art dient vielfach das Kasein, welches mit Natron lauge, Glyzerinphosphorsäure, Ammoniak, Soda lösliche Verbindungen liefert (s. Eukasin, Galak- togen, Nutrose, Sanatogen). Auch Blut wird durch Behandlung mit Chemikalien vielfach in , lösliche, besonders eisenhaltige Nährpräparate übergeführt (Fersan, Hämoglobin, Sicco). Durch gleichzeitige Einwirkung von überhitztem Wasser dampf und von Chemikalien sollen Tori!, So matose, Sanose, Kemmerichs Fleischpepton und verschiedene Fleischsäfte, von denen die wich tigsten in besonderen Aufsätzen besprochen sind, hergestellt werden. Die mit Hilfe von Enzymen hergestellten Nährmittel zeigen je nach der Art der benutzten Enzyme wesentliche Unterschiede- Pepsin-Peptone werden durch Einwirkung von Pepsin und Salzsäure auf Fleisch her- gestellt, und zwar verwendet man am besten ausgekochtes Fleisch, weil die Fleischbasen un günstige Wirkungen ausüben sollen. Die Pep tone sind wegen ihres bitteren Geschmack 5 in neuerer Zeit vielfach aufgegeben worden- Pankreas-Peptone entstehen durch Einwir kung von Pankreatin in alkalischer Lösung auf Stickstoffsubstanzen, werden aber ebenfalls nu r wenig verordnet. Schließlich kann man auch gewisse pflanzliche Enzyme (besonders Pa- payotin) zur Plerstellung löslicher Abbaupro dukte des Eiweißes verwenden. Die angeführten Erzeugnisse sind z. T. außerordentlich teuer, können aber nicht hiernach und ihrem Nähr wert, sondern lediglich nach ihrer medizinischen Wirksamkeit beurteilt werden. Ganz ander 5 steht es mit der zweiten Gruppe, den unlös-