Rüster Ausbruch 375 Saccharin Nebenprodukt erhalten. Zur Herstellung der feinen Rußsorten verarbeitet man meist Harz (Kolophon), schwere Steinkohlenteeröle, fette Öle, Asphalt u. dgl. Die Öle werden in Lampen mit großen Dochten, die harzigen Stoffe auf flachen eisernen Schalen bei gedrücktem und kühl gehaltenem Feuer verbrannt. Alle vor genannten Erzeugnisse gelangen meist als Lam penruß in den Handel, nur eine aus Frank furtkommende, sehr gute Sorte geht unter ihrem bezeichnenderen Namen Asphaltruß. Zur Ent fernung der immer anhaftenden öligen Bestand teile wird der R. in der Regel ausgeglüht (kal zinierter Ruß)._ Man stampft ihn zu diesem Zwecke in tönerne Töpfe, die mit Deckeln bis auf eine kleine Öffnung verkittet, oder in ble cherne Zylinder, die in Tonkapseln, eingesetzt werden, und erhitzt bis zur Rotglut. Die öligen Teile verwandeln sich dabei in. Gase, die außer halb verbrennen. Doch darf das Glühen weder zu schwach sein, weil dann der R. noch fettig bleibt, noch zu weit getrieben werden, da er sonst tot gebrannt, d. h. dicht, fest und grau wird. Der Waldruß wird in Fässern von 7Y2—10 kg Inhalt, Sabadillsamen (Läusesamen, lat. Semen sa- badillae, frz. Semences de cdvadille, engl. Ceva- dilla seeds) sind die Samen oder richtiger die Früchte der mit unserer weißen Nießwurz ver wandten Liliazee Schoenocaulon offici- tiale, Veratrum Sabadilla, früher Sabadilla pfficinarum oder Veratrum officinale, einer in Mittelamerika wild wachsenden und amgebauten Pflanze mit zwiebelartigem Wurzelstock, meter langen, schilfartigen Blättern und gelblichen Blüten, die in einer Traube auf einem Schafte stehen. Die von Venezuela und Mexiko in den Handel kommende Droge besteht aus etwa 1 cm langen bräunlichen, zu dreien zusammenhängen den Balgkapseln, die häufig aufgesprungen sind Und die zahlreichen kleinen Samenkörner aus- geschüttet haben. Letztere sind glänzendschwarz braun, von länglich-kantiger, am oberen, Ende verschmälerter Form und geruchlos und haben Unter der Samenschale einen weißlichen, harten Kern, der brennend scharf und bitter schmeckt Und drastisch purgierend und giftig wirkt. Die Samen enthalten die Alkaloide Veratrin, Sa- badin, Sabadinin und Sabadillin, an Ze- vadinsäure (Methylkr otonsäure) und Vera- humsäure gebunden, und werden in der Tier heilkunde als Pulver, Essig und in Salben gegen Hngeziefer verwandt, sind aber durch das un schädliche Insektenpulver nahezu verdrängt. ^Vegen ihrer Giftigkeit müssen sie unter den stark wirkenden Mitteln aufbewahrt werden. Saccharin (Zuckerin, lat. Saccharinum), der v °n Fahlberg und Remsen zuerst hergestellte künstliche Süßstoff, ist seiner chemischen Zu sammensetzung nach Orthosulfaminbenzoö- säureanhydrid (Benzoylsulfonimid, Ben- z °esäuresulfinid), C 6 H 4 (CO) (SO ä )NH. Zu seiner Darstellung wird Toluol mit konz. Schwefel säure in Orthofoluolsulfosäure, und letztere durch auch wohl in 50-kg-Fässern versandt, während der Kleinvertrieb in Fäßchen aus dünnen Holz spänen, den sog. Rußbutten, geschieht. R. findet vielfache Anwendung als Druckerschwärze, Anstrichfarbe, Lack, Wichse, Tusche und Schwarzwachs sowie zur Herstellung von Glanz leder und Wachstuch. Ruster-Ausbruch ist neben dem Meneser- und Tokayer-Ausbruch (s.d.) der feinste süße Ungarwein und wird in gleicher Weise wie der Tokayer hergestellt. Er enthält ungefähr 9 bis too/o Alkohol, und 24—26% Extrakt mit 18—230/0 Zucker und gehört daher in die Klasse der kon zentrierten Süßweine. Ruthenium, ein Element der Platingruppe (s. d.), Ru = ior,7, findet sich spurenweise in den Platinerzen als ein silberweißes, hartes, sprö des und strengflüssiges Metall. In reinem Zu stande wird es kaum verarbeitet, geht aber mit ein in die Legierungen von Platin und Iridium, die jetzt direkt aus den Platinerzen erschmolzen und häufig an Stelle des Platins gebraucht werden. Zusatz von Kreide zunächst in das Kalksalz und darauf durch Behandlung mit Soda in die Na triumverbindung übergeführt. Das getrocknete orthotoluolsulfosaure Natrium wird mit Hilfe von Phosphortrichlorid und Chlor in das Ortho- toluolsulfochlorid, und dieses wieder mit Ammo niumkarbonat und Wasserdampf in Orthotoluol- sulfamid umgewandelt. Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat und Zusatz von Salzsäure zu der entstehenden Verbindung fällt das Benzoe- säuresulfinid aus. Das S. bildet ein weißes, schwer in kaltem, leicht in heißem Wasser sowie in Alkohol und Äther lösliches Pulver. Durch Zusatz von Alkalien wird die Löslichkeit sehr erhöht. Der Schmelzpunkt liegt bei 223,5°. Die wichtigste Eigenschaft des S. ist seine ungeheure Süßkraft, welche diejenige des Rohrzuckers 500 mal übertrifft und trotz des hohen Preises seine technische Verwertung lohnend erscheinen ließ. Im Hinblick auf den Umstand, daß S. nicht den mindesten Nährwert besitzt, wurde seine Verwendung durch das Reichsgesetz vom 6. Juli 1898 zunächst eingeschränkt und für Bier, Wein, Fruchtsäfte, Konserven, Liköre, Zucker säfte und Stärkesirup überhaupt, für andere Nahrungsmittel ohne Deklaration verboten. Da hierdurch der Mißbrauch des S. zur Verfälschung von Bier (Weizenmalzextrakt) noch nicht besei tigt wurde, folgte am 7. Juli 1902 der Erlaß des neuen Süßstoffgesetzes, welches die Verwendung künstlicher Süßstoffe für Nahrungsmittel, mit Ausnahme der für Zuckerkranke bestimmten, vollständig verbot und den Verkauf ausschließlich den Apotheken zuwies. Zur Erleichterung der Überwachung wurde die Fierstellung nur der Fabrik von Fahlberg & List erlaubt, und den übrigen Fabriken eine Abfindungssumme aus gezahlt, Seitdem war das S. aus der Nahrungs mittelindustrie verschwunden, hat aber während