Full text: Die Aera Hohenblum - der Ruin unserer Staats- und Volkswirtschaft!

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dominiert, wie laut und zahlreich sich die Stimmen erheben, 
um unter persönlichen Schmähungen der Industriellen stets 
neue Lasten, neue Hemnmisse und Einschränkungen ihrer 
freien Betätigung zu verlangen. Und welchen schwierigen 
Stand hat die kleine Zahl von Abgeordneten, die Sinn und 
Verständnis für die Bedürfnisse der Industrie besitzen!" — 
Wer sind diese Herren, „die Sinn und Verständnis für die 
Bedürfnisse der Industrie besitzen"? Der Herr Dr. v. Licht, 
Herr Günter, Herr Oberleitner und andere Klugredner und 
Leisetreter dieser Art! Wenn das Interesse der österreichischen 
Industrie wirklich auf diese Jndustrievertreter gestellt wäre, 
dann gäbe es in Oesterreich überhaupt keine Industrie mehr! 
Wer ist das Jndustrievolk? 
Wir müssen uns verwahren dagegen, daß als Vertreter 
der Industrie, als Anwälte des Jndustrievolkes jene ange 
sehen werden, die nur die Nutznießer der Industrie vertreten, 
nicht aber die Massen der industriell Schaffenden und ihre 
Vertrauensmänner. Es muß dem Herrn Brosche und den 
Industriellen gesagt werden: die industrielle Ar- 
beiter schaft, das ist die Jnd u st rie Oester 
reichs! (Langanhaltender Beifall.) Die Vertreter der 
österreichischen Arbeiterschaft haben von jeher alles getan, 
um die Lebensfähigkeit der Industrie zu garantieren, sie 
haben allerdings bei jedem Anlaß gewünscht, daß an jedem 
Erfolg der Industrie auch die Arbeiterklasse ihren wohl- 
geniesienen, leider zu bescheidenen Anteil habe, und daß nicht 
alle Früchte vom Baume der Industrie durch eine Handvoll 
Kartellmagnaten oder auch von einigen tausend Großindu 
striellen allein eingesackt werden. Unter Jnduslriepolitik ver 
stehen wir eine Politik, welche die Massen der industriellen 
Bevölkerung, vor allem die Massen der industriellen Arbeiter 
schaft befriedigt, und dabei findet der Unternehmer leider 
ohnehin, das ist fräst der Gesetze des kapitalistischen Be 
triebes, reichlich seine Rechnung. Wir behaupten, daß die so 
genannten Jndustrievertreter und die sämtlichen Herren 
Sektionschcfs sich noch nie getraut haben, so energisch 
Jndustriepolitik zu betreiben, wie wir cs im Parlament von 
jeher getan baben. Da freut sich Herr Brosche, daß im Parla 
ment soviel Sozialpolitik verhindert wurde, aber die Haupt 
sache sieht er nicht oder er schweigt über sie: wie sehr die 
Industrialisierung Oesterreichs gehemmt wurde durch 
lächerliche Zünftlerei und eine verbrecherische Zoll- und 
Handelspolitik!
	        
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