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Die Lebensmittelzölle verteuern die Lebenskosten der Arbeiter
und zwingen ihnen Lohnkämpfe ausl
Nohstoffzölle und die durch die Kartelle restlos ausgenützten Trutz-
zölle der schweren Industrie verteuern den verarbeitenden Industrien
die Materialien und erhöhen ihre Produktionskosten!
Die hohen Lebensmittelpreise zehren allein das Einkommen der
Massen auf, erübrigen ihnen wenig oder nichts für Jndustrieprodulte
und untergraben den inneren Markt der Industrie!
Die hohen Produktionskosten erzwingen hohe Produktionspreise
und machen die Industrie auf dem Weltmarkt konkurrenzunfähig!
Vergebens suchen die Erzeuger von Halb- und Ganzfabrikaten
diese Nachteile durch Kompensationszölle auszugleichen.
Un>er Zollsystem schützt also nicht, es unterbindet die industrielle
Entwicklung. Unser Zollsystem hat uns gehindert, neue Märkte zu er
schließen; unsere Handelsvertragspontik und insbesondere unsere
Veterinärpolitik hat uns die alten Märkte versperrt. Und trotzdem, trotz
dieser Schädigung ihrer eigensten, materiellen Interessen unterläßt die
Unternehmerschaft jede ernste Abwehr, ja sie huldigt dem frivolsten
Handelsminister, der je mit ihren Interessen sein Spiel getrieben, von
neuem! Sie gibt sich eine untaugliche, halb zütiftlerische, halb agrarische
politische Vertretung, welche den Aufgaben moderner Wirt
schaftspolitik verständnislos gegenübersteht und das Parlament des
allgemeinen Strmmrechts durch kleinliche Quertreibereien zur Kari
katur einer Volksvertretung macht.
Die Befürchtung ist nur zu berechtigt, daß unser industrielles
Bürgertum auch vor 1917 wieder versagen und den ihm gebührenden
Einfluß auf die Staatspolitik nicht zur Geltung bringen wird, obwohl
die industriellen Klassen heute den Staat erhalten, die Arbeiter
durch die indirekten, die Unternehmer durch die direkten
Steuern.
Es scheint schon einmal das Los der österreichischen Arbeiterklasse
zu sein, erst alle Voraussetzungen des bürgerlichen Staates er
kämpfen zu müssen, die überall ,onst die Bourgeoisie vor ihr geschaffen
hat! Englands Industrie ist groß geworden, nachdem seine Bour
geoisie in jahrzehntelangem Feldzug die Korngesetze zu Fall gebracht
hat. Oesterreichs Industrielle aber ziehen es vor, die wirtschaftliche Zu
kunft des Landes der Habgier der Feudalngrarier zu opfern!
Die österreichische Arbeiterklasse fühlt die volle Verantwortung
für die Entwicklung zum I n d u st r i e st a a t, ohne die Land
und Volk verarmen und der Staat finanziell und kulturell verelenden
müssen, sie erwartet jedoch, daß auch alle anderen industriellen Schichten
von nun an bis 1817 ihre Pflicht tun, damit dem Industriestaat
zum Sieg verholfen werde.
Im Namen der österreichischen Arbeiterklasse fordert der Gewerk
schaftskongreß die sozialdemokratischen Parteien und ihre Vertreter im
Abgeordnetenhause auf:
mit aller Macht zum Entscheidungskampf des Jahres 1917 zu
rüsten, und unter Wahrung des prinzipiellen, vom Kongreß gebilligten
Standpunktes der Verkehrs- und Handelsfreiheit zivischen allen Staaten
der Welt, jede Maßregel zu unterstützen und jedes
Mittel zu ergreifen, wodurch der allgemeine Abbau des Hoch
schutzsystems eingeleitet und beschleunigt, insbesondere aber die Zölle
auf Lebensmittel, die Roh st off- und Kartellzölle be
seitigt, und die Politik freier Handelsverträge zum Durch
bruch gebracht werden können.