annehmbar, ein anderer aber unannehmbar ist? — Diese
Fragen bleiben ohne Antwort.
Der Marxist Strumilin, der den Versuch machte, in das
Problem der Wirtschaftsrechnung in dem sozialistischen
Staate tiefer einzudringen, und der im Gegensatz zu uns,
auf der objektiven Bedeutung des Arbeitswertkalküls be-
steht, mußte dennoch in Übereinstimmung mit uns zugeben,
daß es völlig unzureichend für die Regelung der sozialisti-
schen Produktion sei. Strumilin hält es daher für notwendig,
den Begriff der Nützlichkeit der Wirtschaftsgüter einzu-
führen: der Arbeitsaufwand muß sich auf die Produktion ver-
schiedener Wirtschaftsgüter gemäß ihrer Nützlichkeit ver-
teilen. Wir sehen also, daß Strumilin bestrebt ist, in der
sozialistischen Gesellschaft denselben Mechanismus wieder-
herzustellen, der, den Ansichten der modernen National-
5konomie zufolge, in der kapitalistischen Wirtschaft wirkt.
Das Problem ist von Strumilin richtig gestellt; seine Termi-
nologie bleibt aber marxistisch. Was er als Wert bezeichnet,
fällt in der heutigen Nationalökonomie unter den Begriff der
Kosten, das aber, was er Nützlichkeit nennt, unter den Be-
griff des Werts. Aber das ist natürlich nicht wesentlich.
Indem Strumilin nun das Problem der Nützlichkeit der
Wirtschaftsgüter untersucht, entdeckt er eine der Wirtschafts-
wissenschaft allerdings längst bekannte Erscheinung: mit
der Zunahme der Menge der Wirtschaftsgüter verringert
sich ihre Nützlichkeit. Hierbei erinnert sich Strumilin an
das psychophysische Gesetz Fechners von der Verminde-
cung der Reaktionsintensität bei Reizwiederholung. Offen
gestanden, waren wir bei der Lektüre der betreffenden Aus-
führungen. Strumilins verwundert, daß der verehrlichte Na-
tionalökonom sich nicht an die Lehre vom Grenznutzen er-
innerte, die ja eine Übertragung des genannten psychophysi-
schen Gesetzes auf die Erscheinungen der Wirtschaft dar-
stellt. Oder gehört vielleicht auch Strumilin zu jenen weiten
Kreisen russischer Intellektueller, die das „Kapital‘‘ von
Marx zum Range eines heiligen Korans erhoben haben und
nun nach der Omar zugeschriebenen Formel glauben, daß,
wenn die Marx nachfolgende Nationalökonomie das „Kapi-
tal‘ wiederhole, sie überflüssig sei, wenn sie aber be-
haupte, was im „Kapital“ nicht enthalten ist, sie erst
recht überflüssig sei? .
Allein wie sonderbar auch die Ausführungen Strumilins
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